Bonaire

Bonaire - gute Luft -



und wir sind happy darüber. Endlich haben wir die feuchte Tropenluft hinter uns gelassen. Ein steter Wind weht und die Luft ist heiß und trocken. Sehr angenehm und die Lebensgeister, die träge wurden in Brasilien und Trinidad, erwachen mit neuem Schwung. Die ABC-Inseln halten sich nicht an unser Alphabet und so liegt Bonaire 38 sm vor Curacao. Die dritte im Bunde Aruba wär dann nochmal 42 sm weiter auf dem Weg.

Ein Zwischenstop auf diesem kleinen Eiland war eine gute Idee und jedem Reisenden würden wir den Besuch auf dieser kleinen kargen Insel mit seiner herben Kakteen-Wildnis im Nationalpark, den Salzfeldern im Süden, dem Pekelmeer mit der größten Flamingokolonie der Karibik sehr empfehlen. Der erste Insulaner, den wir sahen, trug ein T-Shirt mit dem Aufdruck: „Der Himmel kann warten, ich bin im Paradies“ ..... :-))) ja, ja, da ist was dran.

Den größten Reiz allerdings bietet Bonaire mit seiner Unterwasserwelt, die Korallenriffe zählen zu den schönsten der Welt. Also ein wahres Schnorchel- und Tauchparadies und damit dies auch so bleibt, ist Ankern überall verboten.



Es gibt Marina Harbour und außerdem liegen zahlreiche Moorings aus, so ist für jeden reichlich Platz zum Verweilen mit seinem Segelboot. Selbst im Dunkeln - wir kamen gegen 2 Uhr nachts in der Inselhauptstadt Kralendijke an – konnten wir uns gut orientieren und machten an einer der Moorings fest. Zufrieden nach einer 4tägigen angenehmen Segeltour schliefen wir gut und fest und waren wie immer sehr gespannt auf den ersten Blick am Morgen. Wunderbar türkises klares Wasser und noch vor dem Morgenkaffee/tee sprangen wir hinein und es war ein Genuß. Vergessen die öligen und brackigen Gewässer, die uns seit Monaten vom Schwimmen abgehalten haben. Und immer spürbar die frische reine Luft.
Diesen ersten Tag verbringen wir auch nur mit Schwimmen, Gucken und Dösen und am nächsten Tag fühlten wir uns wie neugeboren und voller frischer Tatkraft.

Aus dem Reiseführer wissen wir, daß wir an Karel´s Beach Bar mit dem Dingi anlanden können. Wir wollen einklarieren und uns Kralendikje näher ansehen. Der neue Dingi- Stopfen von Trinidad muß wohl undicht sein. Es kam mehr Wasser hinein als uns lieb war und während der Fahrt war Wasserschöpfen angesagt. Also doch noch Arbeit für den Käpt´n, aber später – jetzt erstmal aussteigen und ins Örtchen laufen.



Einklarieren ist wieder unkompliziert. Der Zollbeamte freut sich über Wilfrieds Niederländisch und mein Geburtsdatum. Sein Sohn wurde auch am 31. Oktober geboren und es ergibt sich ein Gespräch über Skorpione ! Bei der Emigration vergingen auch mal gerade 10 Minuten und schon haben wir den ganzen langen Tag für diesen bunten beschaulichen Ort. Es scheint das Leben hier im Zeitlupentempo voranzuschreiten. Selbst die Touristen können diesen Eindruck nicht verändern. Es gibt einen Anleger für Kreuzfahrtschiffe. Wenn eines davon anlegt und die Türen öffnet, strömen ca. 2.000 neue Urlauber durch die Straßen und beleben das Geschäft. Zum Glück bleiben sie ja nicht lange und die kleinen Geschäfte freuen sich über den raschen Umsatz. Abends strahlt der Ort dann wieder seine gewohnte Ruhe aus.

Angenehm empfinden wir, daß wir wieder wie in Europa abends irgendwo draußen bei einem Glas Wein sitzen können und auch keinerlei Ängste um unser Hab und Gut hegen müssen. Bonaire gehört wie Curacao zu den Niederländischen Antillen und überall erinnert dich etwas an Holland. Die Sprache sowieso, Kriminalität ist hier kein Thema. Du fühlst Dich überall sicher und kannst zu jeder Tages- und Nachtzeit überall herumlaufen. Wer in Brasilien war, kann die Erleichterung darüber nachempfinden.
Es leben etwa 11.000 Einwohner auf der Insel, sie ist relativ reich und die meisten Menschen haben Arbeit. Der Tourismus ist nicht plakativ, bietet dennoch vor allem jungen Leuten im Bereich der Meeresaktivitäten gute Jobs. Leider wandert gerade hier auch die Jugend gern ab aufs Festland z.B. nach Amerika. So werden Arbeitskräfte definitiv gesucht und Arbeitsangebote gemacht in verschiedenen Bereichen. Vor allem im Bausektor werden Fachleute gesucht.
Also wer Arbeit sucht auf einer wunderschönen Karibikinsel, sollte sich hier mal umsehen:-))) Die Löhne passen sich natürlich der Karibik an, aber es läßt sich ganz angenehm damit leben.



Das kleine Hauptdorf ist schnell erobert und am Ende kauften wir noch ein paar Dinge ein im hiesigen Supermarkt. Welche unerhoffte Freude, es gab Quark, Buttermilch und Vollkornbrot! Und Flippje Vla und Rhabarberkompott ....

Damit wir vor lauter Freude aber nicht übermütig werden .... beim Bestücken den Dingis vermißten wir eines der Paddel. Es hatte sich gelöst und wollte schon mal gen Curacao voraus rudern, wir haben es nicht wiedergesehen. Die nette junge Dame an Karel´s Beach Bar sah, daß es sich löste, aber zu spät und so weit aufs Meer hinaus wollte sie auch nicht schwimmen um es zu retten. Verständlich und dann sprang auch der Außenborder nicht an. Fast eine ganze Stunde ließ er sich nicht überreden und es war auch kein anderes Dingi in der Nähe, das uns hätte abschleppen können zur Senta. Schließlich überlegte er es sich doch noch und nochmal mit Wasserschöpfen und viel Hoffnung schafften wir es zum Boot.

Die Sache mit dem Dingi sollte uns aber nicht die Laune verderben. Wir wollen am 3. Oktober in Curacao sein um unseren Besuch abzuholen und nun unbedingt noch mehr von Bonaire kennenlernen. So fahren wir in den Hafen, um vom Steg aus unsere Ausflüge zu machen. Das Dingi will der Käpt´n dann in Curacao, Spanish Water, reparieren. Nun machen wir für den Rest der Woche wieder Urlaub.

Beim Anmieten eines Autos riet uns die Dame zu einem Jeep, denn wenn wir auch ins Naturreservat wollten, bräuchten wir den. Damit waren wir gut beraten. Zuerst lockte das Pekelmeer im Süden der Insel, wir freuten uns schon auf die zahlreichen Flamingos. Obwohl die Insel karg ist, da es hier fast nur im Oktober regnet, hat sie einen seltsamen Charme. Außerhalb der wenigen Orte ist sowieso Natur pur.



Der flache Süden mit seinen schneeweißen Salzhügeln ist der Anfang zu den Flamingokolonien.
Eine Chemiefirma baut auch heute noch das auskristallisierte Meersalz ab und ringsherum dokumentieren alte Sklavenhütten, unter welch unmenschlichen Bedingungen die Sklaven dort gearbeitet haben. In jeder dieser Hütten waren 6 Menschen während der Woche untergebracht zum Schlafen. Sie durften nur am Wochenende in ihr Dorf zurück zur Familie. Hauptsklavendörfer waren Rincón und Tera Kora.



Die alten Salzpfannen bilden einen Teil des Flamingo-Schutzgebietes. Früher waren diese exotischen Vögel zahlreicher anzutreffen, heute ist nur noch einer von vier Brutplätzen vorhanden. Der Lärm und aufdringliche Besucher stören sie beim Brüten und heute zieht es sie soweit von der Straße weg, daß sie nur von weitem noch zu sehen sind. Das Rosa leuchtet weit in der Ferne. Flamingos werden nicht rosa geboren, erst wenn sie durch die Futteraufnahme genügend Plankton aufgenommen haben, bekommen sie ihre typische Farbe. Sonst blieben sie grau. Finden sie nicht genügend zu Essen, fliegen sie in Scharen weiter nach Venezuela oder Kolumbien. Der Reiseführer kennt das Abreisedatum der Vögel nicht so genau, so bleibt er bei den Zehntausenden in seiner Ankündigung. Auch wenn sie gerade mal wieder unterwegs sind.



Weiter Richtung Norden steigen wir immer wieder aus. Überall schmeichelt sich die Natur in unser Auge. Wir fahren nahe am Meer und die Pelikane, die uns in Trinidad schon so erfreuten, tummeln sich auch hier zahlreich und in Menschennähe. Esel laufen frei durch die Steppe und überall suchen Ziegen nach jedem grünen Blättchen.

Der Norden besticht durch seine Kakteenlandschaft und immer wieder tauchen Zäune auf aus Kakteen. Na, da kommt kein ungebetener Gast hinüber! Wie mühsam sie wohl gepflanzt werden?



Im Nationalpark angelangt reicht die Zeit heute nur für die kleine Route. Aber auch die ist lang und schön genug, um entsprechende Eindrücke zu hinterlassen. Immer wieder steigen wir aus und staunen mal wieder ehrfürchtig über die Schönheit der Natur. Die Papageien, Ziegen, schillernde Echsen, Esel usw. sind dort zu Hause und nicht ängstlich. Dort machen sie keine schlechten Erfahrungen und so fühlen sie sich sicher. Viele Vogelarten sind dort angesiedelt und auch hier beherrschen Kakteen die Landschaft.



Hier könnten gut Wildwestfilme entstanden sein. Muß man einfach sehen, kann man gar nicht angemessen beschreiben. Das Fotografenherz bekommt Futter und viele Fotos. Du fährst durch den Park und triffst kaum einen anderen Jeep oder Leute. Du siehst, wo du anhalten darfst und mittendrin gibt es eine Bucht, die einlädt zum Schwimmen oder Schnorcheln, vis a vis der Flamingos. Damit hatten wir nicht gerechnet und kein Badezeug dabei. Wir erfrischten uns an dem Büdchen mit Wasser und sahen den Flamingos zu. Ein Tag im Naturpark ist viel zu kurz und vielleicht kehren wir von Curacao noch einmal zurück nach Bonaire.



Die Eindrücke dieses Tages waren reichlich und intensiv und zurück auf dem Boot saßen 2 müde und zufriedene Eroberer der Welten. In Berichten von anderen Seglern lasen wir oft, daß für sie die Karibik erst nach Trinidad so richtig schön wurde. So langsam ahnen wir, was sie damit meinten.

Nahe dem Hafen lockt ein weißer Strand mit Palmen und bewaffnet mit Schnorchel und Schwimmflossen fordert der Weg nur einen Zeitaufwand von 5 Minuten. Das ist ganz nach unserem Geschmack, wie lange haben wir darauf gewartet. Der Käpt´n ist schon lange Jahre vertraut mit Schnorcheln und Tauchen, ich bin da ein Neuling. So fällt es mir noch schwer, ohne Hilfe meiner Nase zu atmen aber ich schummle schon mal ein bißchen. Ich halte die Brille vor die Augen und atme tief ein, um schon mal ganz unproffessionell einen Blick unter Wasser zu wagen.
Ist das ein Traum: bunte schillernde Fischchen, unversehrte Korallen und Schwämme. Du schwimmst durch ein „Riesenaquarium“, sie haben gar keine Angst. Also das muß ich jetzt üben, davon möchte ich mehr sehen. Da muß ich meine Unterwasser-Beklemmungen überwinden, damit ich diese faszinierende neue Welt auch entsprechend würdigen kann.



Wie schnell vergehen wieder die Tage und der Blick in die Wetterkarte rät zur Abreise nach Curacao. Es wird nur eine Tagesreise aber begleitet von viel Wind, der sich während der kommenden Woche steigern soll. Der Samstag verspricht noch recht segelfreundlich zu werden, steigert seine Windkraft aber täglich mit ein paar Knoten mehr. Nun gut, das Wetter ist nunmal die Hauptperson und bestimmt in der Hauptsache unsere Segeltage. Wir sehen sooo selten die Sonne aufgehen (weil Langschläfer) und stellen den Wecker auf 6 Uhr früh. Samstag, nach einem wunderschönen Sonnenaufgang machen wir die Leinen los für die Weiterfahrt. Die Einfahrt zu Spanish Water kann nur bei Tageslicht geschehen und so haben wir reichlich Spielraum dafür.



Bon bini in Curacao sagen wir und genauso wie in Bonaire sprechen die Menschen dort hauptsächlich Papiamento. Das ist ein Gemisch aus Spanisch, Niederländisch, Portugiesisch und afrikanischen Sprachen und hat sich auf den ABC-Inseln als Schriftsprache in Zeitungen, Büchern und sogar im Parlament durchgesetzt.

Außer Papiamento sprechen viele Einheimische aber auch Niederländisch und Englisch.

Also noch einmal ein Heimspiel für den Käpt´n. Wir werden davon berichten, sobald wir eine gute Internetverbindung auftreiben können.



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