Mit der Senta in Salvador

Zurück in Cabedelo konnten wir gar nicht schnell genug alles vorbereiten für die Weiterfahrt nach Salvador. Die Idee, mit der Senta in die dortige Marina zu segeln gefällt uns immer noch.

Die Rucksacktour hat soviel neue und fremdartige Eindrücke hinterlassen und wir werden wohl noch lange daran denken. Die Berichte und die zahlreichen Fotos, die wir in diese Website stellen, sind ja nur ein kleiner Ausschnitt von allem. Es ist gar nicht so einfach, das alles so zu erzählen wie es auf uns einstürmt. Jeder Tag ist wieder neu und spannend und wenn wir bedenken, daß dies erst der Anfang unserer Weltreise ist .....

apropo Website: wir werden sie möglichst zügig ergänzen im Rahmen der technischen Möglichkeiten. Das gestaltet sich manchmal recht schwierig, da meist das Internet sehr langsam ist in der Übertragung und das Absenden immer wieder unterbrochen oder gar abgebrochen wird. Wir bleiben aber dran und bemühen uns, nicht zu lange Pausen in der Berichterstattung zuzulassen.

Aber wie ging es weiter? Wir hatten gehofft, rechtzeitig zum Karneval in Salvador zu sein und segelten los. Leider riß unterwegs das Vorstak und obwohl wir noch eine kleinere Fok am zweiten Vorstak hatten war der Wind zu schwach, um uns zügig noch ein paar Tage und Seemeilen weiterzubringen. So entstand kein großes Sicherheitsproblem aber der Käpt´n entschied daß es besser sei, den Schaden erst zu beheben. Da hieß es entweder zurück oder bei der nächsten Gelegenheit einen Hafen zur Reparatur anzulaufen. Der war dann in Recife.



So kommt es dann eben doch noch zu einem ungeplanten Besuch in Brasiliens „mordlüsternster“ Großstadt. Im Reiseführer wurde eindringlich gewarnt davor. Die Kriminalitätsrate ist die zweitgrößte im Land und die Stadt selber bietet auf den ersten Blick nichts, dass du großzügig darüber hinweg gehst und sie unbedingt anschauen möchtest. Riesige Glaspaläste / Bürogebäude neben abbruchreifen halben Häusern / Ruinen zeigen deutlich den Unterschied – sehr viel Reichtum neben sehr viel Armut. Und diese Diskrepanz ist sehr präsent.

Tagsüber wie überall sehr quirlig und lebendig, aber nach Sonnenuntergang und am Sonntag sind die Straßen wie ausgestorben. Und die Sonne geht hier – wie bereits berichtet – sehr früh unter. Vor allem als Tourist solltest und möchtest du dann auch gar nicht mehr unterwegs sein. Die Sicherheit in Brasilien ist sowieso ein Thema für sich. Darüber werden wir später einmal extra einen Bericht schreiben.

Wir kamen mit dem Sonnenuntergang an und da es noch ein gutes Stück weiterging von der Einfahrt bis zum eigentlichen Hafen legten wir uns davor an die Mooring, um morgens im Hellen und bei Flut die Hafeneinfahrt zu durchqueren. Es ist immer eine Überraschung, wenn du im Dunkeln ankommst und morgens die Nase aus dem Boot hältst und die Umgebung im Hellen betrachtest. In diesem Fall wirklich die Nase, denn wir wurden geweckt von einem Duft nach Grün und Blumen, undefinierbar und als wir rausschauten, war das Wasser voller Grünzeug, auf dem weiße Reiher sich treiben ließen. Bei Ebbe kommt dies den Fluß herunter und zieht dann ab. Staunen am frühen Morgen.



Da wir nun nicht mehr rechtzeitig zum Karneval in Salvador sein können hatten wir es auch nicht mehr eilig und blieben noch 2 Tage an der Mooring. Mit einem Wassertaxi konnten wir an Land und schauten uns ein wenig um. Die Vorbereitungen und das Schmücken der Straßen für die Umzüge hatte längst begonnen, große Bühnen wurden aufgebaut für die Veranstaltungen. Der Karneval in Recife zieht Millionen von Menschen an.

Später im Hafen von Recife war uns klar, daß es unmöglich sein würde während der Karnevalswoche das Vorstak repariert zu bekommen. Wir fühlten uns aber so unwohl in Recife, daß wir nicht unnötig lange Zeit dort verbringen wollten. Der Steg im Hafen war fest in einheimischer Hand, wir bekamen einen Platz an der Mooring und mußten auch hier mit dem Dingi an Land und dennoch pro Nacht 60 Reais bezahlen. Leider war der Anlegeplatz für das Dingi fast immer durch große Yachten in Beschlag genommen, so daß sich das Aussteigen sehr schwierig gestaltete. Außerdem sammelte sich um die Boote herum sämtlicher Müll vom Fluß (auch Plastik und Abfälle) und das roch nicht so gut :-( Nö, das gefiel uns gar nicht.

Wie immer gab es einen Plan B und der sah so aus, daß Wilfried das Vorstak selbst abmontierte und wir beschlossen, nun das Karnevalswochenende zu bleiben – damit wir es nicht auf dem Meer verbrachten – und dann mit den Gegebenheiten nach Salvador zu segeln. Guter Plan, es gab wenig Wind und wir mußten sowieso motoren, das nur vorausgeschickt.

Nachdem die Reparatur abgehakt war, konnten wir nun in Ruhe überlegen, wo wir uns ins Getümmel stürzen wollten in den „tollen Tagen“. In einem Atemzug mit Recife wird gleichzeitig immer das Nachbarstädtchen Olinda genannt und da dort alles viel kleiner und ruhiger geschildert wurde, schien uns das eine gute Alternative zu sein zum Millionenandrang in Recife. Es liegt nur 6 km nördlich entfernt und somit recht schnell und einfach zu erreichen.



Das malerische Olinda, auf einem grünen Hügel gelegen, bildet deutlich das historische und kulturelle Gegenstück zur trubeligen Großstadt. Die kurvigen Sträßchen – natürlich Kopfsteinpflaster – sind vollgepackt mit farbenfrohen Häusern und immer wieder kann man dazwischen einen ganz weiten Blick in die Ferne schicken über die Dächer, Kirchtürme und Bäume hinaus. Es gibt zahlreiche Galerien und Kunsthandwerkerateliers mit individuell angefertigten Besonderheiten.

Von Köln geprägt gehörten wir am berühmten „Weiberfastnacht-Donnerstag“ zu den Frühaufstehern und schon um 10 Uhr morgens saßen wir in Olinda bei Kaffee und Empanada (Teigtasche) und freuten uns auf den Beginn der Tollen Tage. Aber wann beginnen die hier?

Natürlich nicht um 11:11 Uhr morgens, warum denn auch? Weiberfastnacht gibt es doch hier gar nicht, nur der Beginn der Tollen Tage ist parallel. Macht ja nix, so schauten wir uns weiter den bunten Ort an und betrachteten sehr interessiert die hiesigen Vorbereitungen. Gern hätten wir genau gewußt, wann es denn losgeht. Auf unsere wenig die brasilianische Sprache sprechende Fragen, deuteten die Leute immer an: bald, gleich und später. Musikgruppen standen längst in den Hinterhöfen zusammen und probten nochmal, Tanzgruppen hüpften ebenso voller Vorfreude in ihren Kostümen umher und gleichzeitig – ja, unglaublich – wurden noch Häuser neu gestrichen für diese „Feiertage“. So verging der Tag im Nu mit diesen Vorbereitungen auf etwas, das aber nie stattzufinden schien. Was sind wir doch ungeduldig. Wir sind doch nit in Kölle .....

Nun ja, dann werden sie wohl erst ihre Arbeit tun und die Umzüge finden abends statt? Um 20 Uhr endlich liefen Scharen von Menschen alle in eine Richtung die Straße hinab. Wir folgten ihnen und siehe da, heute war das Ereignis nur eine Bühne voller Musiker – kein Karneval und natürlich der Baß so laut, daß das Herz klopfte. Keine Trommler, keine Tänzer ....ganz normaler Musikabend? Aber wir hatten einen schönen Tag mit viel Vorfreude und wir kommen wieder, das steht fest. Irgendwie müssen wir doch herauskriegen, an welchem Tag die Umzüge nun wirklich stattfinden. Und dann sind wir dabei.



Nun wurde es doch Montag, in diesem Fall noch zeitgleich mit Köln, bis das richtige „bunte Treiben“ begann. Wieder früh in Olinda wurden wir für unser geduldiges Abwarten belohnt. So hatten wir es uns vorgestellt



Inzwischen wissen wir auch, daß in allen Städten Brasiliens der Karneval anders gefeiert wird. So wie wir es aus Berichten und Filmen von Rio her kennen, gibt es das auch nur in Rio. Überall spielt die Musik anders und die Kostüme werden immer freizügiger, je größer die Stadt. Bei der Hitze reichen ja auch ein paar Federn oder ein Feigenblatt.

In Olinda gab es weniger Kostümierung. Ein paar Gruppen zu Fuß mit Musik und Tanz, die Zuschauer gesellten sich dazu und tanzten und gingen mit. Dazwischen verkauften die Straßenhändler Getränke, Hüte oder Schmuck in der Menge, ganz ruhig und gelassen, als wäre es ein ganz normaler Tag.

Gegen Abend hatten wir genug gesehen. Durch die Hitze und das Gedränge in den engen Straßen waren wir müde und zufrieden, überall standen reichlich Taxen. So kamen wir bequem wieder zum Boot zurück und mittwochs legten wir die Leinen los – wieder Richtung Salvador de Bahia.

Diesmal war es eine ganz unspektakuläre Fahrt, die Hälfte der Strecke haben wir motort, da absolute Windstille herrschte und es war schön, als wir am 3. März vor dem Hafen in Salvador den Anker fallen ließen, weil wir wieder einmal mit dem Sonnenuntergang eintrafen und die Hafeneinfahrt im Dunkeln für das 1. Mal sehr schwierig und unüberschaubar ist. Morgens legten wir die Senta an den Steg und atmeten erleichtert auf. Das wär geschafft und wir konnten nun ganz entspannt neue Pläne machen für die nächsten Wochen.



Bis heute – 8. April – ist dieser Hafen unser Ausgangspunkt für viele schöne Ausflüge in die zahlreichen Buchten durch unterschiedliche kleinere Flüßchen. Wieder eine ganz andere Landschaft und sehr sehr reizvoll. Immer wenn wir zurückkamen, trafen wir wieder Leute mit neuen Tips und Erfahrungen ....“das müßt Ihr Euch anschauen“ usw.., niemand versprach zuviel.

Die Flußfahrten genießen wir am meisten und die Nächte am Anker.

Die Insel Itaparica ist unser erster Anlaufpunkt. Hier ist es zur Zeit viel ruhiger als sonst, viele Segler meiden die Insel und vor allem den Hafen. Im Dezember wurde dort ein französiches Seglerpaar überfallen und ermordet und später im Januar ein Katamaransegler. Die Fälle wurden aufgeklärt und die Täter gefaßt. Nun ist es dort intensiver mit der Bewachung als überall in den anderen Häfen und besorgt versucht man die Besucher wieder anzuziehen.

Wir fühlten uns dort am Ankerplatz (direkt am Hafen) sehr wohl und sicher und wenn du dort bist, kannst du gar nicht glauben, daß so schreckliche Dinge geschehen sind. Letztendlich kann das natürlich überall passieren und wir möchten uns nicht von Angst dominieren lassen. Wir wollten dieses schöne Inselchen auf jeden Fall besuchen und sind auch froh, daß wir es trotz der Ereignisse gewagt haben.



und weiter geht es über den Rio Paraguacu zum Dorf Maragojipe. Samstags ist dort ein Bauernmarkt, von anderen Seglern sehr lobend erwähnt. Und es war nicht übertrieben. Bereits die Flußfahrt zieht uns in ihren Bann. Zu beiden Seiten nur Urwald, einmal die Reste eines alten Forts, eine kleine Kirche oder ein Wochenendhäuschen eines Brasilianers. Ansonsten nur Mangroven, Palmen. So nah, daß wir gut gucken und fotografieren können. In Ufernähe schneit es .... ach nein, das sind die vielen Schmetterlinge. So zahlreich und wunderschön. Sie fliegen bis aufs Schiff, gelbe, weiße und ein paar blaue. Ein paar Delfine tummeln sich in Sichtweite und Fischer in ihren kleinen Einbaumbooten werfen ihre Netze aus. Eine Idylle wie aus Dokumentarfilmen und so ist die Fahrt allein schon ein Geschenk für die Seele.



Diesmal kommen wir ca. 1 Stunde vor Sonnenuntergang an und so können wir den später in aller Ruhe mit einem Glas Wein genießen. Dazu ein leckeres Essen, was will man mehr. Außer uns ankern noch 4 andere Boote.

Samstagmorgen geht es dann zu dem erwähnten Markt. Sehr ursprünglich und dörflich erleben wir den Tag.
Ochsen werden mitten im Dorf am Baum festgebunden, weil der Besitzer schnell mal eine Runde Domino oder Karten spielt in fröhlicher Runde. Pferde tragen geduldig ihre Lasten wie z.B. Bananen oder Maniok, die ihr Boß von Haus zu Haus verkauft und vor dem Marktplatz warten die berühmten Schubkarrentaxen darauf, die Ware zum Kunden bringen zu dürfen. Eine Art Dienstleistung, die wir zum 1. Mal in Brasilien kennenlernen.



Auf dem Weg durch das Dorf ging niemand an uns vorbei ohne zu grüßen oder uns anzulächeln oder zu winken. So freundlich haben wir es selten erlebt wie hier. Wieder einmal mehr bedauern wir es, daß wir das brasilianische Portugiesisch nicht gelernt haben. Auf dem Markt füllen wir unsere Vorräte an Vitaminen auf und haben es gar nicht eilig, diesen einladenden Ort zu verlassen



So und so ähnlich vergehen die nächsten Wochen im Nu. Kleinere Dörfer, wunderbare einsame Ankerbuchten inmitten traumhafter Natur zeigen uns neben der lauten bunten Stadt Salvador etwas, was gegensätzlicher nicht sein kann.


Monte Christo, eine weitere Ankerbucht ....



zum Sonnenunter- und aufgang ertönt das Singen und Pfeifen von Tausenden von Vögeln und sowie es dunkel ist – ist Ruhe, ganz abrupt. Das ist Urwald, wir hören sie nur. Sehen vom Schiff aus ist nicht möglich. Hier waren wir die einzigen Übernachtungsgäste am Anker, dennoch nicht unheimlich. Diese Ruhe und der Frieden gehen auch auf uns über, es ist als wenn wir allein wären auf der Welt unter dem funkelnden Sternenhimmel, auf dem Meer und mit dem Urwald.

Ein weiterer Stop läßt uns die traumhafte Ankerbucht bei do Frade entdecken. Diese Insel bekam ihre traurige Berühmtheit vor einigen hundert Jahren damit, daß die einheimischen Kannibalen zwei Mönche verspeisten. Aber wir sind ja nicht nachtragend ........ nix wie hin





Inzwischen ist unser Bücherpaket aus Deutschland angekommen. Wir haben es in den Hafen senden lassen und das hat wunderbar geklappt. Es ist das Osterwochenende und danach planen wir, zügig Richtung Norden zu segeln mit Ziel südliche Karibik, wo wir vor Hurrikans sicher sind.

Am 6. Juni läuft unser Besuchervisum nach einem halben Jahr in Brasilien ab und das heißt für uns, spätestens dann müssen wir in Französisch Guyana einklariert haben. Ein paar Zwischenstops wird es natürlich noch geben, den letzten größeren in Fortalezza.. Dort gibt es sicherlich ein Internetcafé und wir berichten dann weiter über unsere Tour.

Wir hoffen, es wird nicht langweilig für Euch in unserer Seite zu lesen und Ihr habt Lust, uns noch eine Weile zu begleiten. Wir berichten und fotografieren gern und freuen uns immer wieder, von Euch ab und an eine kurze Nachricht als Echo zu bekommen. Im Gästebuch ist viel Platz :-)


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