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Antigua
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Mai 2011
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Antigua – nach einem Besuch dieser Vorzeige-Kolonialstadt ist eine Steigerung kaum moeglich, meint der Reisefuehrer. Ja, dem stimmen wir unbedingt zu. Der offizielle Name lautet „La Antigua Guatemala“, das alte Guatemala. Wir fuehlen uns zurueckversetzt in die Zeit vor 200 Jahren. Einst sind mehrere Versuche gescheitert, Antigua als Hauptstadt zu bewahren, hauptsaechlich durch die wiederkehrenden Zerstoerungen durch Erdbeben.
So verlegte die Regierung im Jahre 1776 den Sitz der Hauptstadt in das heutige Guatemala-City. Manche Einwohner in Antigua denken, dass das die Rettung fuer ihre Stadt war. So verwandte man keinerlei Muehen mehr fuer den Aufbau der vielen Ruinen monumentaler Gebaeude und der Ort konnte sich zu dem heutigen Antigua entwickeln, so wie er jetzt ist. Weltoffen und kosmopolitisch, aber auch traditionsbewusst und stolz auf seine Vergangenheit. So wurde Antigua eine recht wohlhabende Stadt in einem bitterarmen Land.
Nicht nur die Ruinen der religioesen Monumente und Kolonialgebaeude beeindrucken die Besucher. Hinzu kommen die drei Vulkane Aqua, Fuego und Acatenango im Hintergrund. Antigua liegt auf einer Hoehe von 1530 m und die Vulkane ueberragen das Staedtchen noch um 2000 m. Das bedeutet fuer uns ein erfrischendes Aufatmen nach der stickigen feuchten Schwuele am Rio Dulce. Ca. 25 Grad mit mehr oder weniger Sonneneinstrahlung weht uns meist ein leichter Wind um die Nase und macht uns direkt viel aktiver, als wir die letzten Wochen waren. Einen Hobbyfotografen koennen diese Vulkane aber ganz schoen zur Verzweifelung bringen, denn meist sind sie wolkenverhangen oder gar nicht zu sehen. Wir fragen uns, wie all die schoenen Postkarten entstanden sind. Was dort abgebildet ist, bekommen wir in Natura selten sehen. Ob auch die Profis da etwas schummeln?
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Keiner der Vulkane ist bisher ausgebrochen, fuehrte aber meist in Abstaenden von ca. 35 Jahre zu schweren Erdbeben. Daher entwickelten die Baumeister eine ganz eigene Baukunst, die sogenannte Erdbebenarchitektur. Aber letztendlich ist die Natur staerker und alle Vorkehrungen verhindern nur soviel, wie sie zulaesst. Zuletzt zerstoerte im Jahre 1976 ein weiteres Erdbeben grosse Teile der Stadt.
Ein deutscher Auswanderer erzaehlte uns, dass jetzt im Mai die jaehrlich vor der Regenzeit auftretenden kaum spuerbaren Erschuetterungen in der Erde weggeblieben sind. Wenn sie sich einstellen, kann man beruhigt davon ausgehen, dass kein grosses Beben folgt. Das zeigt sich in den jahrzehntelangen Aufzeichnungen. Jedoch wenn sie wegbleiben, wie in diesem Jahr, gibt das Anlass nachzudenken und Grund zur Sorge.
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Wir haben ein Zimmer mitten im Zentrum und koennen taeglich neue Erkundugstouren zu Fuss bewaeltigen. Ein Auge ist stets auf den Boden gerichtet, denn das Laufen selbst wird immer wieder behindert durch das uralte in der gesamten Stadt durchgaengig bewahrte Kopfsteinpflaster. Das mittlerweile nur noch Bruchstuecke vom damaligen aufweist, zusaetzlich immer wieder tiefe Loecher auf Bordstein und Strasse. Also kurz gesagt, es gibt gar keine ebenen Gehwege oder Strassen in der gesamten Stadt. Nach jedem Regen sind die Steine glatt wie Schmierseife. Manchmal aber sind die Loecher auf dem Weg zu gross selbst fuer die Einheimischen. Dann wird auch schon mal eine Holzplatte darauf gelegt und mit ueberlangen dicken Naegeln oder Eisenstangen befestigt. Dass sie dann zur Haelfte noch herausragen und man statt ins Loch zu fallen sich an den Stangen piekst oder ueber die Kante stolpert ....... normal. Was sind wir doch wieder preussisch auf unsere Sicherheit bedacht?
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Das Auge, das nicht auf den Boden gucken muss, sieht abwechselnd auf imposante Regierungsgebaeude, flaechendeckende Ruinen von Convent und Kirchen, kleine bunte Privathaeuser, die – wenn die Tueren geoeffnet sind – einen Blick in wundervoll gruene Oasen , den Patios, erlauben. Ich werde an die Romane erinnert von Garcia Maria Marquez, z.B. „Liebe in den Zeiten der Cholera“ oder „100 Jahre Einsamkeit“. Ich denke, bildhafter kann man es kaum beschreiben als dieser Autor.
Das private Leben in Sued- und Zentralamerika spielte sich in frueheren Zeiten fuer die weiblichen Bewohner fast nur hinter den Tueren im Patio und im Hause statt. Um dieses Eingegrenztsein zu versuessen gestalteten die Herren dieser Haeuser die Gaerten und Innenhoefe sehr kreativ und phantasievoll. Hohe Saeulen, umrankt mit viel Gruen und bunten Blueten in den knalligsten Farben zieren die riesigen Terrassenflaechen, Baenke und Tische aus Stein oder geschmiedet aus Stahl bilden zahlreiche Sitzgruppen, auf denen es sich gut sitzen und schwatzen laesst.
Dieses fuer die damalige Zeit uebliche Ambiente machen sich heute saemtliche Hotels, Pensionen und Zimmervermieter und auch Restaurants zum Markenzeichen. Wie die meisten Touristen gehen auch wir oft in diese Innenhoefe hinein und geniessen eine Weile diese gruenen Oasen und lauschen dem Wind, der durch die Baeume und Pflanzen streicht und dem Schnattern und Piepen der Papageien und Voegel, die zahlreich in Kaefigen dort haengen. Leises Plaetschern der Brunnen im Hintergrund ...... Abends sind alle Patios verschwenderisch beleuchtet mit romantischen Lichtern und oft auch Kerzen, das Abendessen in dieser Atmosphaere schmeckt noch mal so gut.
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Selbst MacDonalds hat sein Flair dem hiesigen angepasst. Ausser den bekannten Zeichen MC und natuerlich dem entsprechenden Futter weist nichts auf die uebliche Verkaufsart hin!!!
Auch fuer die Kunstszene gibt es keine sinnvolleren Ausstellungsorte als die hiesigen Innenhoefe. Wir haben viel Freude an diesen Spaziergaengen durch Patios mit Kunstwerken und Malereien. Anders als in den Strassen werden wir in Ruhe gelassen und nicht zum Kauf animiert. . Nachts, wenn alle Tueren geschlossen sind, denken wir manchmal, das haben wir nur getraeumt. Ausgestorben und still wirkt alles und die kleinen Haeuschen wirken meist unscheinbar und renovierungsbeduerftig und schmucklos.
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bei Mac Donalds in Antigua
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Alle Unternehungen durch Antigua starten am Parque Central, dem Mittelpunkt der Stadt. Je nach Jahreszeit ist der Platz mit Staub oder Schlamm bedeckt und diente bereits als Schauplatz vieler Ereignisse, z. B. oeffentliche Hinrichtungen oder Pferderennen.
Heute ist er ein Fleckchen Erde, auf dem wir im Schatten von Jacarandas und afrikanischen Tulpenbaeumen unseren mueden Fuessen eine Pause goennen und das bunte Treiben verfolgen. Das ist das Stichwort, verfolgt wird unbarmherzig jeder Tourist von den Strassenhaendlern und schuhputzenden Kindern, die auch vor unseren weissen und beigen Sandalen mit der schwarzen Schuhcreme nicht Halt machen wollten.
Am Wochenende ist der Park proppenvoll mit Indigenas (Maya-Nachfahren), die ihre Ware wie Schmuck, Webarbeiten und Holzmusikinstrumente verkaufen moechten. Natuerlich ist jedes Teil in Handarbeit von Vater oder Mutter persoenlich gewebt oder geschnitzt !? Wenn jeder von ihnen mindestens 10 oder 20 Haende hat, die gleichzeitig arbeiten, koennte das stimmen, bei der Menge, die wir im ganzen Land zu sehen und zu kaufen bekommen.
Inzwischen haben wir ein gutes Auge dafuer, was wirklich handgemacht ist oder aus China importiert. Antigua lebt vom Tourismus und da ist das Schwindeln beim Verkauf verzeihlich. Ohne die bunte Haendlerschar in ihren jeweiligen schmuckvollen Trachten und ihrem Angebot an Ware waere es nicht derselbe Ort. Ueberall wird gefeilscht und verkauft oft mit viel Palaver und Spass auf beiden Seiten.
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Nur einen Block weiter suedoestlich erheben sich Kloster und Kirche San Francisco ueber den Ort, gegruendet im Jahre 1543. Auch hier wechselten sich staendige Zerstoerung und Wiederaufbau ab. 1966 wurde die Kirche das letzte Mal restauriert, die Ruinen des Konvents werden wie das Kloster Santa Clara gut gepflegt und mit Gruen und Blumen ergaenzt so belassen.
Vom Colegio San Buenaventura, dem riesigen Kloster mit vielen kleinen Kapellen, Krankenstation, Druckerei und Staellen sind nur Truemmer geblieben. Im 17. Jahrhundert war hier das bedeutendste Kloster Guatemalas. Unser Spaziergang ueber das riesige Areal dauert wieder Stunden.
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In der Naehe der oeffentlichen Brunnen-und Waschanlage, wo auch heute die Indigenas noch ihre Kleider waschen, schauen wir uns die Ruinen des Klosters Santa Clara an. 1699 von den Klarissinnen aus Puebla in Mexico gegruendet, zerstoerte bereits 2 Jahre nach Fertigstellung der Gebaeude ein Erdbeben die ganze Pracht und der Wiederaufbau im Jahre 1734 konnte sich auch nur bis zum naechsten Beben 1773 behaupten.
Einen frommen Eindruck jedoch hinterliessen die Nonnen hier nicht. Sie waren beruechtigt fuer ihre Arroganz und Streitsucht, die auf ihre Herkunft zurueckgefuehrt wird und sie offensichtlich nicht einer Berufung folgten. 45 Damen aus sehr reichen Haeusern bekamen eine reiche Mitgift mit auf den Weg, was ihnen ein sehr angenehmes Leben erlaubte, aber nicht dem Armutsgeluebde des Ordens entsprach.
Selbst die verbleibenden Ruinen der praechtigen Kloster- und Kirchengebaeude, die eine kleine Stadt fuer sich mitten in Antigua sind, erzaehlen noch von der Fuelle der damaligen Verhaeltnisse. Ein nochmaliger Wiederaufbau ist kaum moeglich, aber die gesamte Anlage wird gepflegt und laedt dennoch zum Gucken und Fotografieren ein. Eine friedliche Stille herrscht in diesem Gelaende, nur von Vogelstimmen unterbrochen. Die Mischung aus alten Steinen, Baeumen mit viel Gruen und Blueten machen den Ort zu einer Oase, die zum Verweilen animiert. Wie auch sonst in Antigua sehen wir zuerst nur einen relativ unscheinbaren Eingangsbereich zum Kloster und trauen unseren Augen nicht, als wir ploetzlich die ganze weitere Herrlichkeit dahinter erblicken. Wir verbringen locker einen langem schoenen Tag dort
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Es sprengt den Rahmen unserer Berichte, wollte ich jetzt jedes Gebaeude aufzaehlen und langweilen wollen wir Euch keinesfalls damit. Wenn jemand von Euch Lesern eine Reise nach Guatemala plant, wuerden wir auf jeden Fall als Anreiseort Antigua vorschlagen. Von allen Staedten sind hier geballt die meisten Kolonialsehenswuerdigkeiten eingebettet in ein wunderbare mit zu erlebendes Alltagsgeschehen. Ausserdem kann man von hier aus sehr bequem und gut organisiert weitere kleine Touren ins Land hinein machen.
Wir buchen eine mehrtaegige Fahrt in noch hoehere Berggegenden nach Chichikastenango, dem groessten Vorzeigemarkt der Region und nach Panajachel am Atitlan-See, um noch 3 weitere typische Doerfer der Indigenas kennen zu lernen und die drei Vulkane zu sehen.
Und das steht gleich auf der naechsten Seite.
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