Livingston und auf dem Rio Dulce


Nur Wasserwege fuehren nach Livingston und damit erreichen wir endlich Guatemala. Die abenteuerliche Fahrt im Golfstrom hat Gott sei Dank ein Ende und wir sind erleichtert. Der erste Blick so frisch vom weiten Meer aus kommend trifft auf saftig gruene Urwaelder und unzaehlige gefiederte Gesellen, die sich lautstark bemerkbar machen.

Wir ankern im Fischerhafen vor dem Ort, der anders sein soll als der Rest des Landes. Sobald du das Boot verlassen hast, fuehlst du dich auf eine karibische Insel versetzt. Hier wohnen in der Hauptsache Nachfahren der Garifuna aus Afrika. Als Schiffbruechige eines im Jahre 1636 gesunkenen Sklavenschiffes strandeten sie hier von den Kleinen Antillen kommend und sie wurden hier ansaessig.

Wir hoeren bereits vom Boot aus die Reggea-Klaenge, Marimba-Musik und es herrscht ein geschaeftiges Treiben an Land. Staendig kommen Boote mit Ladungen von Lebensmitteln, Mehl-Maissaecke, ein Matratzenboot faehrt an den Steg und dort werden gerade Schaukelstuehle ausgeladen. Dort am Steg wird die Ware mit Autos abgeholt, die fuer viel Geld mit grossen Faehren hierhin verfrachtet wurden. Es gibt 2 oder 3 Strassen im Dorf und Holzhaeuser in bunter abgeblaetterter Farbe sorgen fuer karibisches Flair.



In der Mitte des Ortes gibt es ein oeffentliches Waschhaus mit Steinrubbelbrettern. Hier waschen die Einheimischen ihre Waesche oder springen auch selbst in das erfrischende Nass. Touristen sind hauptsaechlich junge Backpacker auf ihrer Rundreise. Im Hafen fahren rund um die Uhr kleine Taxiboote in alle nur denkbaren Richtungen.




Die Segler klarieren hier nur ein und fahren gleich weiter zum Rio Dulce. Manche empfinden den Ort als zu schmuddelig oder unorganisiert, anderen ist die entspannte, gelassene Atmosphaere sehr angenehm. Uns gefaellt es hier, wir spazieren in den Ort hoch . Die wenigen Strassen schaffen wir trotz der hohen Temperaturen. Laengs des Ufers weht ein bisschen Wind und hier sind zahlreiche Gestelle aufgebaut, auf denen der Dorsch getrocknet wird fuer den beruehmten Stockfisch. Die meisten Familien leben vom Fischfang und fuer guatemaltekische Verhaeltnisse geht es ihnen recht gut damit.

Wir haben es nicht so eilig mit der Weiterfahrt, die Hitze hemmt unsere Aktivitaet und wir akzeptieren es, dass der Geldautomat „out of order“ ist (heute ist Samstag) und wir somit noch keine einheimische Waehrung bekommen um die Einklarierungsgebuehren begleichen zu koennen. Beim Essen bezahlen wir mit den letzten US-Dollar und wir lassen ganz gemuetlich das Wochenende verstreichen. Montag hat die Bank geoeffnet
und dort bekommen wir ganz sicher die neue Waehrung, diesmal heisst sie Quetzales und wir haben lange Zeit Schwierigkeiten, das auszusprechen. Wir ueben noch. Langweilig wird es uns nicht, allein am Boot zu sitzen und das quirlige Aus-und Einladen der Menschen und ankommenden Frachten zu beoabachten und unsere Freunde, die Pelikane, auf den benachbarten Fischerbooten laesst die Stunden verfliegen




Dienstags ist es endlich soweit, wir motoren den Rio Dulce hoch, ca. 25 sm bis zu unserem Zuhause fuer die naechsten Monate, die Monkeybay-Marina. Allein diese Fahrt durch den Dschungel Guatemalas entschaedigt uns fuer die schaflosen Naechte und schraegsten Wellen im Golfstrom.

Es ist ein Fest fuer alle Sinne, fuer die Augen, Ohren und die Nase. Am Rio Dulce leben noch viele Kekchi-Indianer, die sich vorwiegend vom Fischfang ernaehren und im Hinterland ein wenig Mais oder Bananen anpflanzen. Sie leben am Flusslauf in einfachen palmstrohbedeckten Hozhuetten. Das Paddeln in ihren selbstgebauten Einbaumkaehnen lernen hier schon die Kleinsten, ist es doch das einzige Fortbewegungsmittel.

Ein langes Stueck des Flusses fuehrt durch einen von tropischen Gruen ueberwucherten Canyon. Steile Waende ragen an beiden Seiten des Rio Dulce empor und Hunderte von Pelikanen und grossen weissen Flussreihern hocken in den Baeumen und machen ein Hoellenspektakel. Scharen davon fliegen auch mit uns und vor allem verfolgen sie jeden Einbaumkahn, mit dem gefischt wird. Hinter jeder Biegung praesentiert sich die Natur noch ueppiger, noch verschwenderischer mit ihrem Gruen und wir haben das Gefuehl, hier ist die Welt noch in ihrer natuerlichen Ordnung.



Ist sie natuerlich nicht, denn wie ueberall ist dieses Paradies bedroht durch Umweltprobleme, Brandrodung und uebermaessiges Abholzen der Waelder. Edelholz ist ein lukratives Geschaeft und die Nachfrage der reichen Laender unerschoepflich.

Aber das ist ein Thema fuer sich und wir wollen auf dieser Fahrt nicht darueber nachdenken. Wir geniessen diese wunderbare Fahrt ueber den Fluss und koennen uns gar nicht satt daran sehen.



Diese Flair bleibt uns die naechsten Monate auch erhalten, denn unser Ziel, die Monkeybay-Marina liegt unmittelbar am Ufer des Rio Dulce. Wir kannten sie nur vom Hoerensagen von anderen Seglern und es ist eine gute Adresse fuer die Hurricansaison, die von Juni bis November ansteht.








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