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Cayo Largo, Maria la Gorda
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29. Januar 2010
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Zehn Tage sind wir nun auf Kuba, haben uns vertraut gemacht mit den Möglichkeiten als Segler und Touristen etwas von der Umgebung zu sehen und den Methoden der „Jagd nach etwas Eßbaren“. Das sieht hauptsächlich so aus, daß wir von unseren Vorräten leben oder in privaten Paladares essen. Wir überlegen, wie es weitergeht. Mitte Februar treffen wir Freunde aus Deutschland in Havanna, die eine Urlaubsrundreise über die Insel machen und diese mit ein paar Strandtagen in del Este beenden und dort auf uns warten.
Wir haben damit eine Strecke von 550 sm vor uns und die wollen wir natürlich ohne Zeitdruck bewältigen. Wir planen auch ein paar Zwischenstops ein. Auf der Karte schauen wir uns einige Ziele unterwegs an. Bis Cayo Largo ist es nicht weit und wir machen uns bereit für die Abreise. Da wir früh bei Sonnenaufgang die Segel setzen möchten, wollen wir abends die Formalitäten erledigen wie Ausklarieren und Hafen bezahlen und die Nacht noch am Anker verbringen. Das geht leider nicht, wenn wir das tun, müssen wir sofort abreisen und nicht ein paar Stunden später. Na gut, wir haben keine andere Wahl, sind aber erfreut, daß wir die Abfahrtszeit für den nächsten Morgen bestimmen können und dennoch bei Sonnenaufgang weg sind. 6.00 Uhr stehen Hafenmeister und ein Beamter vor der Tür und die Abwicklung geschieht unkompliziert und rasch. Einen gemeinsamen Frühstückskaffee gönnen wir uns noch mit ihnen, der Hafenmeister gibt uns noch einige gute Tips für die Keys.
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Er klärt uns auf über die Verhältnisse auf der Insel Isla de la Juventud, die auch auf unserem Plan steht mit dem Ergebnis, daß wir von einem Besuch absehen. Die Hälfte der Insel ist prohibided, also verboten. Der Hafen ist zu ungünstig gelegen, um zum Ort zu gelangen und auch zu dem berühmten Presidio Modello. In diesem Gefängnis war Fidel Castro nach dem mißglückten Überfall auf die Moncada-Kaserne 1953 zwei Jahre inhaftiert und nun ist es ein kleines Museum.
Man muß man durch militärisches Gelände und das darfst du nicht ohne Anmeldung und einen Begleiter und der muß bezahlt werden. Zusätzlich brauchst du einen fahrbaren Untersatz und der muß ebenfalls bezahlt werden plus kostenpflichtigem Passierschein. Das hörte sich nun doch sehr kompliziert an und sowieso immer unser Traumziel Havanna im Kopf, konnten diese Idee ohne Bedauern fallen lassen. Später in Havanna wurden wir darin bestätigt, daß unsere Entscheidung gut war, Seglerfreunde, die wir aus Curacao und Jamaika kannten, waren zur gleichen Zeit dort ein paar Tage und wegen „Verboten“ und des momentanen Wetters war es ihnen nicht möglich, irgendwo an Land zu gehen.
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Großeinkauf für die Tage auf dem Meer – wie üblich – war natürlich nicht möglich. Wasser, Wein und Bier gibt es genug, aber das Wichtigste wie Obst und Gemüse wieder nirgendwo zu haben. Zum Glück gab es dann ausnahmsweise an einem Tag neue Lieferung Mehl und etwas Butter. So konnte ich wenigstens wieder Brot backen und das hilft uns schon weiter. Selbstgemachte Marmelade und etliche Dosen Frühstücksfleisch aus der Reserve, damit kann man überleben. Jedenfalls wissen wir nun, du kannst dich auf Kuba leichter „beduseln“, ich wollte nicht „besaufen“ schreiben :-(( als auf energiereiche und gesunde Kost zu bestehen.
Eigentlich haben wir immer reichlich Vorräte in den Kisten, aber die nahmen stetig ab in dieser Situation und beim letzten Einkauf auf den Cayman-Islands konnten wir bei aller Phantasie uns nicht in diese Situation hineinversetzen, in der wir nun waren. „Ach, soviel brauchen wir doch auch nicht mitnehmen“, meinte ich und angesichts der sowieso schon zahlreichen Packs an Wasserflaschen, die wir gleich transportieren müßten, dache ich laut „in Kuba leben die Menschen ja auch, also wird es da auch was zu Essen geben.“ Auch die amerikanischen Preise im blitzeblanken Supermarkt hemmten unsere Einkaufslust deutlich. Wir waren zwar vorgewarnt für Kuba, aber bevor du nicht selbst mittendrin bist in dieser Mangelwirtschaft, kannst du dir das einfach nicht vorstellen, was das wirklich bedeutet. Es ist ja auch unsere erste Weltreise und auf jeder Station lernen wir etwas Neues.
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Jetzt geht es aber wirklich los und schnurstracks in einen unangenehmen Segeltag hinein. Der Wind war noch mäßig, aber die Wellen von der Sorte, wie wir sie gar nicht mögen. Daran müssen wir uns erst wieder gewöhnen und auf eine Nachtfahrt haben wir noch keine Lust.
In Cayo Largo müssen wir unbedingt im Hellen ankommen wegen der Untiefen. Die letzten 30 sm sind heute nicht mehr zu schaffen und auch aus diesem Grund steuern wir abends eine Ankerbucht in Guano del Este an. Sie liegt vor einer winzigen Insel, auf der nur ein Leuchtturm steht und außer ein paar wenigen Bäumen noch ein paar kleine Schuppen. Der Leuchtturm ist aber bewohnt, mit dem Fernglas sehen wir herüber und schließen aus der aufgehängten Wäsche und des „wuff, wuff“ eines herumrennenden Hundes, daß selbst dieses kleine Fleckchen mitten im Meer seinen Hüter hat.
Es wird eine unruhige Nacht, das Boot schaukelt fürchterlich hin und her und die Wellen klatschen so laut an die Wand, daß wir nicht schlafen können. Zum Glück hält der Anker. Einem Katamaran ist es irgendwann nicht so gut ergangen, wir sehen in halb im Wasser unter den Felsen am Ufer liegen.
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Nach dem Frühstück in der Früh hatten wir dann die 28 sm bis Cayo Largo vor uns. Wir hängten die Angel heraus und hofften, abends unseren frischen Fisch verspeisen zu können. Heute war alles viel angenehmer und es war ein schöner Segeltag. Wir hatten kaum ein paar Minuten abgelegt, schon zurrte die Angel. Was dranhing war nur noch der Fischkopf, beim Anbeißen muß auch gleichzeitig ihn jemand angebissen haben . Wir guckten ganz schön dumm, das war uns auch noch nicht passiert. Na gut, dann eben später. Nun gab es kurz hintereinander noch dreimal Angelalarm, mal hatte Grünzeug aus dem Meer angebissen, mal riß sich ein Fisch noch rechtzeitig los und letztendlich wurden unsere Köder abgebissen und waren nie mehr gesehen. Viel Action, nix in der Pfanne. Jedenfalls hatten wir die Gewißheit, daß es noch viele und große Fische hier geben muß.
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Nachmittags machen wir eine ganz neue Erfahrung. Es ist nicht selbstverständlich wenn Hafenleute und Uniformierte dich in Empfang nehmen, daß dir jemand beim Anlegen hilft. Normalerweise springt in jedem Hafen jemand herbei und nimmt die Leinen in an. Hier stehen 6 Hände herum und gucken nur zu. Die Praxis der Seefahrt ist ihnen nicht bekannt, sie haben gar kein Verhältnis dazu. Das erleben wir in jedem Hafen neu. Darf doch auf Kuba der normale Bürger kein eigenes Boot besitzen. Fischerei ist staatlich und auf privaten Verkauf von Fischen und Langusten steht Gefängnis. Die Beute ist ausschließlich für den Tourismus und Export vorgesehen. Ganz schön mutig der Mensch, der dir an der Straße Lobster zum Kauf anbietet, was häufig vorkommt, oder im Paladare Fisch serviert.
Sie kommen gleich an Bord und wieder beginnt eine kleinere Einklarierungsprozedur. Also doch nicht nur zum Hafenmeister gehen ........ es dauert allerdings nicht lange und alles ist o.k. Jetzt ist Wochenende und Montag wollen wir den Ort erkunden.
Welchen Ort denn? Montag morgen schauen wir uns um – wo fährt denn der Bus ab? Mh? Ja, in den Ort... Ort? Kopfschütteln, „down-town“, verständnislose Gesichter, „Supermarket?“ ä nä auch nicht und ein Taxi gibt es auch nicht so einfach. So gibt es auch keine Kirche im Dorf, mangels Dorf. Cayo Largo ist ein reines Touristengebiet mit exclusiven All-inclusiv-Hotels und dort gibt es alles. Wozu braucht es da Geschäfte und gar einen Supermarkt. Aber die Menschen, die hier leben und arbeiten .....? Keine Anwort. Und die Rundfahrboote mit den Touristen haben ihre Lunchpakete aus dem Hotel dabei. Später erfahren wir von der Möglichkeit, Bestellungen bei jemanden aufgeben zu können und es dann morgen abzuholen. Aber da waren wir schon mit der Abreise beschäftigt und wollten darauf nicht warten.
Ein Reisebus, der Touris zum Tauchen gebracht hatte fuhr uns zu einem der Hotels. Hier kannst du auch als Besucher deinen Obulus für einen Tag zahlen und essen und trinken und für 10 CUK/Std. ins Internet, die ist wieder schnell herum bei der Geschwindigkeit des Netzes.
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Am Wochenende hatten wir nur gefaulenzt und uns umgeschaut. Cayo Largo und die vielen kleinen Inselchen und der feine weiße Strand ist wirklich ein Paradies mit traumhaften Möglichkeiten zum Tauchen, Schnorcheln. Die Vielfalt können wir in den wenigen Tagen gar nicht richtig nutzen. Zumal auch die Kaltfront von Amerika kalten Wind herüberweht. Wir haben sogar unsere warmen Bettdecken aus der Versenkung geholt, weil es nachts für unsere Verhältnisse sehr kühl ist.
Abends schenkt uns die Natur wieder die schönsten Sonnenuntergänge und freie Sicht darauf. Immer wieder ein Grund zum Staunen und auch die Mückenschwärme können uns das nicht verderben.
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Es ist schade, aber die Zeit drängt. In Maria la Gorda werden wir nochmal eine Nacht ankern und dann schnurstracks weiter zur Marina Hemingway nach Havanna segeln.
„Wir wollten doch nur e i n e Nacht ankern .....“ das Motto des nächsten Zieles. Die Fahrt dahin zieht sich, da der Wind ständig dreht. Unser Lieblingsfisch, der mit den Punkten, beißt an und verspricht ein leckeres Abendessen. Es wird dann späte Nacht, wir legen erst gegen 4 Uhr früh den Anker aus. Es ist nicht viel zu sehen, das Ufer kaum beleuchtet, aber es liegen noch 3 andere Boote dort.
Müde schliefen wir ein, wurden schon um 9 Uhr aus dem Schlaf gerissen vom Ankeralarm. Er hatte sich losgerissen, das Meer war sehr bewegt und die Bucht völlig offen zum Meer hin. Jetzt im Hellen sehen wir, daß es Moorings gibt und wir schnappen uns eine. Ich schlummere nochmal ne Runde und der Käpt´n geht Schwimmen.
Bei der ersten Tasse Kaffee/Tee hält ein Tauchboot vor uns und ruft uns zu, daß der Käpt´n an Land fahren muß zum Einklarieren. Nicht schon wieder, wir wollen doch gar nicht an Land und morgen weiter. Dennoch, Papierkram, langsam wird das lästig. Nun muß das beim Segeln besonders gut festgemachte Dingi losgeschnürt und der im Motorraum zu unterst verstaute Außenborder herausgekramt werden um drüben ´hallo´zu sagen. Mit Sicherheit ist das nicht notwendig, aber der diensthabende junge Beamte sitzt müßig herum in seiner winzigen Wellblechhütte ohne Fenster und freut sich über jeden Besuch, der den Tag verkürzt.
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An der Mooring können wir heute nicht bleiben, es wird eine Kaltfront erwartet und sie brauchen sie für die Tauchboote. 5 sm weiter gibt es eine ruhigere Bucht, da könnten wir in Ruhe abwarten. Leider hatte Wilfried bereits ausgesprochen, daß wir erst morgen weiter wollten, so gab er ihm unser Crusing Permit nicht zurück , erst morgen, bevor wir weiterfahren. Wieder ausklarieren! O je, das bedeutet, daß wir nur für dieses Papierchen zurück müssen morgen. Ärgerlich und zu langsam geschaltet, sonst hätten wir gesagt, wir fahren sofort weiter.
In der Bucht ist es tatsächlich viel ruhiger und am nächsten Tag wollen wir unser Permit holen. Die Wellen toben am Ufer und es ist uns nicht möglich, mit dem Dingi an Land zu kommen. Zähneknirschend zurück und nochmal eine Nacht am Anker. Diesmal ein Stückchen weiter und es ist in der Ferne Land in Sicht. Durch das Fernglas sehen wir ein paar Häuser, grau und trist
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und wieder einen der vielen Militär-Posten und Leute in grüner Uniform der Revolution. Wir erkennen von weit her das Plakat mit Che Guevara. Erst stehen nur zwei Soldaten herum und nach und nach immer mehr, die ebenfalls alle zu uns hinübersehen. Werden wir mißtrauisch beäugt? Sie lassen uns in Ruhe, wissen sie doch über Funk Bescheid, daß wir bereits von den Kollegen schriftlich erfaßt wurden. Den Tag verbringen wir mit Lesen, „erzähl mir von Kuba“ von Jesus Diáz hatte mir schon so einiges verraten und so erstaunte uns das kommunistische allgemeine Gebaren nicht mehr so sehr. Diesmal sind wir richtig sauer auf die Bürokratie, die uns am Weiterfahren hindert.
Frisch ausgeschlafen drängte es uns am nächsten Morgen zum Office, unser Papier zu holen und nix wie weg. Ausnahmsweise klingelte sogar der Wecker – und das um 7.30 Uhr. Nach dem Frühstück sollte der Anker hoch gehen, er wollte aber nicht. Nun begann eine lange Prozedur, ihn doch noch zu überreden. 3 Stunden vergingen (nie mehr steh ich so früh auf) und es tat sich nichts. Er war fest in einem Felsen „verankert“. Der Käpt´n tauchte mehrmals unter mit Schnorchel, aber kurz bevor er eine Leine festmachen konnte zum Ziehen, mußte er wieder nach oben zum Atmen. Da er lange nicht getaucht ist, war seine Tauchflasche leer und nicht vorbereitet auf eine Unterwasseraktion. Pech und nu? Um mittags war klar, wir schaffen es nicht allein, ein Taucher muß her. Die waren ja nicht weit weg, wie wir am Ankommtag gesehen hatten. Ihre Station war dort, wo wir uns angemeldet haben. Wir funken die Marina la Gorda mehrmals an, sie melden sich nicht. Da es zusehens später wurde, funkten wir die Tauchstation an. Da meldete sich sofort jemand und wir erklärten ihm die Lage. Er sprach gut Englisch und meinte, er könne uns helfen. Aber er müsse den Chef fragen, denn die Tauchboote hätten nur soviel Benzin, wie sie gerade für den Tauchgang mit Urlaubern brauchen. Keinen Tropfen mehr und schon gar nicht für die 5 sm (halbe Stunde). Bloß nicht drüber nachdenken, warum das so ist. So wird natürlich manche Flucht gen Miami verhindert. Der Taucher verspricht, das abzuklären und sich wieder zu melden. Wir lassen den Funk auf Bereitschaft. Stunden vergehen, niemand ruft durch. Bis zum Abend nicht. Wir versuchen es nochmal bei der Tauchstation, niemand geht ran.
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Heute kommen wir jedenfalls nicht weg und eine Weile sitzen wir schmollend im Cockpit. Dann wollen wir uns aber die Zeit nicht mit bösen Gedanken über das hiesige Regime vermiesen und gehen wieder konkret zur Sache. Es fällt uns nichts Kluges ein und der Tag ist eh fast zu Ende. Zeit zum Kochen, wir brauchen Nervennahrung und bereiten Spagetti mit Pesto zu – wieder mal – und während wir sie draußen verspeisen, wird es am Ufer plötzlich lebendig. Tagsüber Stille, dringen nun laute Stimmen an unser Ohr und wir sehen mindestens 10 Taucher ins Wasser steigen. Ob die alle zu uns wollen? Vielleicht sind sie die Strecke mit dem Auto gefahren, das braucht weniger Benzin als über Wasser mit Boot? Auf jeden Fall ein Geschenk des Himmels und wir winken ihnen und rufen sie.
Sie wollten gar nicht zu uns, es ist eine Tauchschule, die an diesem schönen Abend mit Kameras ausgerüstet eine Tauchtour vor sich hatten. So ließ der Lehrer sich auch nicht stören und fast alle Kameraden schwommen vorbei. Aber des Käpt´n hartnäckiges Zurufen, daß wir ein Problem mit dem Anker hätten, erbarmte dann einen der Schüler und ihm reichte der Schnorchel, um die Lage zu erfassen, nahm von Wilfried das Seil und machte es am Anker fest. Gucken, ob die einmalige Anbringung klappt, konnte er nicht mehr, denn er wurde bereits energisch gerufen und schwomm weiter, um den Anschluß nicht zu verpassen.
Vielen, vielen Dank .... konnten wir nur sagen und es funktioniert tatsächlich. Der Anker wehrte sich noch ein wenig, aber das Seil machte den Rest. Und nu? Wir waren frei und es war fast dunkel. Nochmal ankern kam nicht in Frage und flugs motorten wir die 5 sm zur Marina um beim ersten Hahnenschrei unser Permit zurück zu erobern. Zum Glück war die Mooring frei und der Anker wurde nicht gefordert.
Am Morgen – neuer Tag, neues Glück.... der Käpt´n fährt an Land wegen des Permits. „Kann ich an Bord kommen“? Nein, nicht das auch noch, wir müßten ihn ja auch wieder zurückbringen und das hin und her würde wieder viel Zeit kosten und ist doch völlig überflüssig. Die Frage schließt zumindest mit ein, auch abzulehnen und nun bestimmt der Käpt´n mit Nachdruck, daß wir geradewegs nach Havanna segeln und auf keinen Fall in die vorausgesagte Kaltfront hineingeraten wollen. Eile ist angesagt. Das versteht der frisch ausgeruhte auf einen weiteren ereignislosen, langweiligen Tag blickende junge Beamte. Wie gerne hätte sich ein Stündchen entfernt von seinem trostlosen Arbeitsplatz, aber er läßt uns ziehen.
Nicht ohne die harmlose Frage: „Na, hast Du das Problem mit dem Anker lösen können“? Er hatte über Funk natürlich alles mitbekommen gestern, auch daß wir ihn gerufen hatten über Kanal 16. Niemand fühlt sich für Seglerprobleme zuständig. Die mußt du alleine lösen, selbst wenn sie wollten, sie haben keine Möglichkeit und vor allem keine Zuständigkeit. Jeder darf nur einen bestimmten Teil erledigen und wissen und niemals etwas entscheiden. Selbständiges Denken und Handeln sind tabu, wird auch als völlig normal angesehen. Die Erziehung liegt früh genug in den Händen des Staates.
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Havanna ruft, wir setzen die Segel bei halben Wind und verlassen Maria la Gorda, wo wir doch „nur e i n e Nacht ankern wollten“..... Heute waren durch den Wetterbericht darauf vorbereitet, daß der Wind genau aus der Richtung kommen wird, die wir anpeilen. Das bedeutet gegen den Wind kreuzen und fast doppelt gesegelte Wegstrecke. Wir hatten gar nicht erst um anderen Wind gebeten, der Wettergott kam von selbst auf die Idee, seine Meinung zu ändern. Der Wind drehte von Nord auf Südost im gleichen Tempo, wie wir die westliche Spitze Kubas umrundeten und bescherte uns so die idealen Bedingungen . Natürlich nicht bis zum Ende der Reise, nur nicht übertreiben.
Da macht Segeln wieder richtig Spaß und auch die erste Nachtfahrt seit langem war nicht anstrengend. So richtig müde waren wir beide nicht. Jeder döste mal abwechselnd. Weit nach Mitternacht saßen wir beide draußen, schlürften Tee, im Hintergrund knarrte der Funk, der auf Bereitschaft geschaltet war. Es ist wie Radio, du nimmst die Stimmen war, aber das Spanische können wir nicht verstehen und hören da auch gar nicht hin.
In Sichtweite sehen wir ein Boot, die Lampen mal grün, mal rot leuchten und jede Menge Scheinwerfer. Wir rätseln, was das für ein Fahrzeug ist, denn im Dunkel des Meeres sind nur die Lichter zu sehen und diese Anordnung macht keinen Sinn, gibt aber zu den seltsamsten Vermutungen Anlaß. Ist es überhaupt ein Boot, es könnte auch ein Luftkissenboot oder ein tieffliegender Hubschrauber sein. Arglos bringen wir es nicht mit uns in Verbindung. Mehrere Scheinwerfer leuchten um sich und kommen immer näher. Der Käpt´n will sich auch bemerkbar machen, leuchtet unsere Segel an für den Fall, daß sie uns nicht als Segelboot erkennen und unsere Geschwindigkeit falsch einschätzen.
Das Licht wird immer unruhiger auf uns gerichtet und mir fällt plötzlich auf, daß die spanische Stimme am Funk jetzt recht aufgeregt und laut redet. „Geh doch mal ran, meinen die etwa uns“? Sicher nicht, aber er läßt sich überreden und fragt in Englisch an. Nun wird die spanische Stimme noch lauter und schreit: „Stopped, stopped“, der Käpt´n in aller Ruhe: „no, ich kann nicht stoppen, es ist ein Segelschiff“ und macht klar, wir verstehen kein Spanisch, während wir nun draußen von dem sich drehenden Scheinwerferlicht hektisch angeleuchtet werden aus nächster Nähe und das Boot direkt auf uns zukommt. Wir verstehen nicht, was die spanische Stimme will und nach einigem Hin und Her, klick ... und Pause im Kanal 16. Endlich meldet sich nun ganz freundlich und deutlich in bestem Englisch der Kollege und weist sich als Coast-Gard aus. Na also, warum nicht gleich so. Kurzer Austausch, Name, Boot und wohin wir wollen, woher wir kamen und was man so nachts auf dem Meere beim Segeln und „hellwach“ alles so wissen muß. Sie überprüfen das wohl, fragen in Maria la Gorda nach und wir dürfen weiterfahen. Sogar daß wir wegen des Wetters heute morgen von dort schnell weg wollten wußten sie. Das Nachrichtensystem funktioniert tadellos.
Am nächsten Tag ist abzusehen, daß wir noch eine weitere Nachtfahrt vor uns haben und gegen Abend gibt es nur noch wechselhaftes Wetter in kürzesten Abständen. Wir haben viel motort, gar kein Wind – dann wieder zuviel Wind und es wird gerefft was da ist. Es ist sehr anstrengend und wir haben nichts zum Knabbern für die Nerven und auch kaum etwas zum Kochen. Der letzte Einkauf in Cienfuegos ist ja lang genug her.
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Die letzten Stunden sind die Unangenehmsten. Der Himmel war rabenschwarz, keine Sterne und kein Mond erhellen die Fahrbahn. Die Küste im Hintergrund ist schon erkennbar, aber der Strommangel in Kuba macht nachts keinen Ort so hell, wie wir es kennen aus dem Rest der Welt. Der helle Schein am Himmel, der nächtlichen Seefahrern sehr früh verrät, daß Land in Sicht kommt, ist erst ein paar wenige Meilen vorher zu sehen.
So sah ich bei der Nachtwache endlich ein paar Lichter auftauchen und hinter mir eine riesige schwarze Wand. Ungewöhnlich war das nun nicht, war es doch überhaupt dunkel, aber sie war noch schwärzer – das fiel mir wohl auf. Ich zögerte aber damit, den Käpt´n sofort aus seinem wohlverdienten Schläfchen zu reißen und wollte noch ein paar Minuten warten mit der Frage, ob da etwas in den Wolken steckt? Seit 2 Stunden tuckelten wir eh bei 2,3 kn und die nächste Frage wäre, ob wir nicht den Motor anmachen können, damit wir wieder Fahrt machen.
Den Blick auf die Wolken geheftet wird mir mulmig und ich ruf dann doch ins Boot hinein und in der Zeit, die der Käpt´n schlaftrunken brauchte, um aus der Koje ins Cockpit zu kommen (der Weg ist kurz) schnellte der Windmesser zuerst von Null auf 25 kn und dann noch hoeher. Er konnte nur mit Mühe noch reffen und die Segel verkleinern. Den einmal eingestellten Kurs konnten wir bei diesem Wind nicht halten und liefen vor dem Wind ab.Wir koennen nur abwarten, bis der Sturm vorbei ist. „Erst der Wind und dann der Regen“, ein Seglersprichwort und es kommt voll zur Geltung. Alle Luken und Türen zu und abwarten. Nur daß dieser Regen nicht wie in der Karibik warm ist. Wir frieren und schnattern vor Kälte und Müdigkeit. Natürlich kommen wir auch gar nicht weiter während des Unwetters, das fast 2 Stunden anhält. Wach und aufmerksam bleiben, bis es vorbei ist. Mehr können wir nicht tun.
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Irgendwann sind nur noch viel Wind und hohe Wellen und so bleibt es bis Havanna und wir schaukeln entsprechend unserem Ziel entgegen. Die Marina Hemingway liegt im Stadtteil Santa Fé, etwa 20 km vom Zentrum entfernt.
Wir kommen gegen 9 Uhr früh dort an, entsprechend erschöpft, müde, hungrig und müssen uns dennoch zuerst der Ankommprozedur stellen. „... nur mit dem Permit zum Hafenmeister ..“ weit gefehlt.
Hier wird das volle Programm durchgezogen, außer dem Veterinär wollen uns wieder alle Instanzen begrüßen und befragen. Selbst der Drogenhund läuft schnüffelnd durch unser drogenfreies Zuhause. Ausgeräumt wurde zum Glück nichts, sie warfen nur einen kurzen Blick in die Schränke. Die Leuchtraketen, die jedes Boot dabei hat für etwaige Zu-Hilfe-Rufe auf dem Meer, werden einzeln erfaßt mit Hersteller-Nr. und Firma, fortgetragen und sichergestellt. Bei der Abreise bekommen wir sie wieder, wir könnten ja eine neue Revolution damit anzetteln oder unterstützen?
Allesamt sind sie sehr freundlich und auch interessiert an unseren Reisen. Wir können uns nur schlecht auf die Gespräche konzentrieren und erwähnen mehrmals wie müde wir sind. Ja, das verstehen sie doch, aber der Papierkrieg muß sein und die nächsten 1,5 Stunden waren für uns endlos. Die Augen wollen nicht mehr aufbleiben und die Ohren können die ersten Informationen, die gut gemeint sind, gar nicht erfassen. Sie sind merklich frischer und ausgeruht, so früh am Morgen. Endlich bekommen wir unseren Platz am Steg zugewiesen und nach einem schnellen Frühstück gönnen wir uns eine Mütze voll Schlaf. Morgen müssen wir noch die Verlängerung beantragen, der erste Monat ist fast um und wir möchten den zweiten noch ausschöpfen.
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Havanna, endlich – wie lange haben wir uns darauf gefreut. Was wir dort gesehen und erlebt haben ..... das steht dann im nächsten Bericht.
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