Trinidad

Trinidad in der Provinz Sancti Spiritus



ein koloniales Kleinod und ein paar Schritte ins ursprüngliche Kuba.

Wir haben schon viel von diesem Städtchen gehört und eines Morgens setzen wir uns in den Bus und fahren dorthin. Bereits während der zweistündigen Fahrt durch Kubas weites Land lassen wir unsere neugierigen Blicke schweifen und wir sind gespannt.

Der ungeheure Reichtum der Zuckeraristokratie ließ ehemals dieses kubanische Juwel entstehen und genau wie die Altstadt von Havanna wurde Trinidad ebenfalls zum Welterbe der UNESCO erklärt wegen der größten Anzahl zusammenhängender Ansammlungen von Bauwerken im kolonialen Baustil.



Gegründet wurde Trinidad im Jahre 1514 von Diego Velázquez, dem ersten spanischen Gouverneur der Insel. Die Spanier hatten Interesse an dieser Gegend, weil an den kleinen Flüssen Goldfunde aufgetaucht waren. Der aufkommende Goldrausch ebbte aber sehr schnell ab, da die reichen Goldvorkommen in Mexiko interessanter und lukrativer waren. Viele Siedler zog es dann dorthin und sie verließen die Insel.

Im 16. und 17. Jahrhundert lebte Trinidad noch recht ungestört und wohlhabend vom Schmuggel. Sie unterhielten eine eigene Seeräuberflotte und die wurde von ganz berühmten Piraten angeführt .
Etwa seit der Mitte des 18. Jahrhunderts erlebte die Stadt eine Blütezeit durch Sklavenhandel, Zuckerrohranbau und Zuckerhandel sowie Viehwirtschaft und war somit das wichtigste Kultur- und Handelszentrum Kubas.



Trinidad liegt sehr abgelegen, vielleicht eine Erklärung dafür, daß es sich so gut erhalten hat bis heute. Der Einsatz der UNESCO-Gelder ist jeden Penny wert.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verlor sie ihre überregionale Bedeutung, da der Hafen in Cienfuegos sich strategisch als günstiger erwies. Nachdem der Unabhängigkeitskrieg die Verwüstung der Stadt und die Befreiung der Sklaven erreichte, kam die Wirtschaft gänzlich zum Erliegen und fast alle Zuckerfabriken waren abgebrannt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es fast nur noch Elend und Armut und es dauerte noch bis in die 50iger Jahre hinein – dann nach und nach erinnerte man sich an die historische Bedeutung und man erkannte die gesamte Stadt als Kulturdenkmal an.

In den 60iger Jahren begannen dann die eigentlichen Restaurierungsmaßnahmen und sie werden wohl auch nie so ganz abgeschlossen werden. Heute ist der Tourismus die Hoffnung der Einwohner wie fast überall in Kuba, in der Karibik sowieso.

So, das war nun ein kurzer Überblick in Jahreszahlen, für die an der Geschichte Interessierten. Aber alle Theorie schenkt Euch nicht das wahre Erleben. Das ist nämlich hauptsächlich visuell. Nun müßtet Ihr Eure Augen spazierengehen lassen. Die Fotogalerie hilft Euch dabei.
Jens, ich hör Dich schon seufzen ... Für Fotografen ist hier ein Paradies und wir beginnen im alten historischen Kern an der Plaza Major.



Um diesen Platz herum sind die ältesten Stadtpaläste der damals reichsten Familien gebaut, heute in Museen umgewandelt. Es lohnt sich wirklich, sie einzeln zu besuchen. Eine Pracht, die für unser heutiges Auge ungewohnt ist und man unwillkürlich in die damalige Zeit versetzt wird und Träume spazieren gehen läßt. Gläser, Hausgeräte, Mobiliar – alles vorhanden und kann bestaunt werden. Eine Kulisse wie aus einem der ältesten Filme. Auch archäologische Funde sind zu bestaunen und wenn man in den Museen von oben aus der 2. Etage hinausblickt, sieht man über die ganze Stadt hinweg. Ein zusätzlicher Genuß.

Jedes Gebäude hat seine Geschichte, aber es wäre zuviel, die alle zu erzählen.



Kommen hier die Museumsfans ganz auf ihre Kosten, ist es für uns mal wieder das größte Behagen, durch die vielen Gassen über das alte holperige grobsteinige Kopfsteinpflaster zu schlendern und Haus für Haus zu bestaunen und die Menschen zu beobachten. Inmitten der Touristenscharen leben sie ihr ganz normales Alltagsleben und da zur Lüftung auch hier Türen und Fenster meist geöffnet sind, gelingt uns so mancher Blick in ihr Heim.

Natürlich wirst du auch hier oft angesprochen und immer wieder nach Hautcreme und Shampoo gefragt. An Souvenirartikeln mangelt es nicht und überall versuchen Musikanten ein paar Pesos in ihren Hut zu erspielen. Fotos von Menschen – fragend angucken, verweigern wird es kaum jemand. So manch einer ist aber traditionell gekleidet dafür und für das nächste „klick“ wird die Zigarre extra noch einmal angesteckt. Das muß allerdings bezahlt werden, verstehen wir aber gut. Jede Möglichkeit wird genutzt, ein bißchen das karge Gehalt aufzubessern und wir sind keine Spielverderber. Wir haben es auch zweimal erlebt, daß die Kubanerinnen, denen wir etwas gaben, es nicht geschenkt haben wollten. Sie revanchierten sich mit der 3-Peso-Note mit Che Guevaras Konterfei. Die hat wohl Sammlerwert, da Che bis heute als Nationalheld verehrt wird. Die Geste hat uns erstaunt und dieser Geldschein hat nun bei uns einen besonderen Erinnerungswert.



Beim Bummeln durch die zahlreichen Seitenstraßen können wir die vielen architektonischen Details aus der Nähe betrachten. Besonders auffällig sind die hohen bunten in Holz gedrechselten Holzgitter. Damit möchten sie sich nicht abschirmen von der Außenwelt, sondern sich mit ihr verbinden. Eine Augenweide ist manches Haus und auch so manche Haustür zieht unseren Blick an ob ihrer aufwändigen und dekorativen Machart. Die hohen Türen fielen uns auch in Cienfuegos auf, in Stehhöhe gibt es oftmals eine kleine Klappe, die dann zum Plaudern von innen nach außen geöffnet wird. Sie sind einfacher und schneller zu öffnen, als die großen schweren Türen.



Alte Leute, die in Schaukelstühlen ihre Siesta halten hinter diesen Holzgittern gehören zum Stadtbild wie die Kinder, die rundherum zu ihren Füßen spielen und Vogelkäfige mit Singvögeln hängen an manchem Haus. Gekachelte Innenhöfe aus der Kolonialzeit sind keine Seltenheit und umschlossen von Palmen und grüner Hügellandschaft ist Trinidad perfekt eingebettet in eine Traumkulisse.

Für uns als Besucher prägen sich diese Eindrücke bewundernd ein, sind wir doch nicht wie die Bewohner mit dem täglichen Kampf ums Überleben konfrontiert und der kubanischen Realität des harten Alltags.



Im Bereich des Busbahnhofs blättert der Glanz schon ziemlich ab und wir treffen wieder auf das ursprüngliche Kuba. Da sind sie wieder, die Gegensätze an die wir uns noch gewöhnen müssen . Hier stehen wieder Schlangen von Menschen vor den rationierten Peso-Läden und warten auf Brot oder Reis. Es duftet nach 5-Peso-Pizzen, die aus kleinen Fenstern heraus verkauft werden und Schuhputzer sitzen auf einem Stein und warten auf Kunden. Mit Fahrrädern oder selbstgebastelten Tranportgeräten werden undurchsichtige mehr oder weniger gefüllte Säcke durch die Gegend geschoben und hinter den hohen Türen und Toren wird eifrig getauscht und ein Schwätzchen gehalten.



Du gehst an Krankenhäusern vorbei ohne zu wissen, daß sie es sind. Gebäude, die sich von den Wohnhäusern in nichts unterscheiden und ebenerdig sind. Zur Straße hin sind Türen und Fenster wegen der Luftzufuhr wieder geöffnet, und nur eine Handlänge entfernt von großen Krankensäälen gehst Du an den Kranken vorbei, die in ihren Betten liegen. Du könntest mit ihnen sprechen und es ist ein merkwürdiges Gefühl, sie wie in ein Schaufenster gestellt sehen zu können. Privatsphäre ist nicht vorgesehen.

Ein paar Schritte weiter schlummern Kinder im Hort oder schulischen Einrichtungen auf ihren Liegen, es ist Mittagszeit. Ganz still und ruhig liegen sie da und ich frage mich, wie die Erzieher das hinbekommen haben :-))

Die kuriosesten Transportmittel haben wir übringens in Kuba kennengelernt. Mangels Benzin und sowieso eines Autos erfinden praktisch veranlagte Kubaner immer wieder neue fahrbaren Unterlagen. Leider vergessen wir manches Mal vor Staunen zu fotografieren.

Wir kaufen unsere Busfahrkarte für die Rückfahrt und es fällt auf, daß jeder Mitfahrende namentlich in eine Liste eingetragen wird ..... bis der Bus kommt, können wir uns in Ruhe die Wände des Gebäudes ansehen. Favorit ist wieder einmal eindeutig:



Immer mehr werden wir darauf aufmerksam, wieviel uniformierte Security in verschiedenen Farben und unterschiedlichsten Aufgaben unterwegs sind und vor allem allgegenwärtig, wenn mehr als ein paar wenige Menschen zusammen sind. Polizei, Security mit speziellen Aufgaben, Soldaten und Vertreter der „jungen und der alten Pioniere“ in Uniform. Jeder überwacht jeden und so hat alles seine Ordnung. An den Straßen gibt es überall Streckenposten, die Busse oder Autos anhalten.
Unkontrolliert bewegen sich Kubaner im eigenen Land nicht. Auch Touristen sollen sich möglichst überschaubar über die Insel bewegen.
Allein die Tatsache, daß der Tagesmietpreis für ein Auto zwischen 70 und 80 CUK´s liegt (in € fast dasselbe) trägt dazu bei, daß die wenigsten Besucher sich irgendwo unerkannt und neugierig durch das Land bewegen. Und die Touristenbusse fahren kaum noch nach Einbruch der Dunkelheit.



Als wir abends wieder auf unserem Boot in Cienfuegos ankommen, haben wir jede Menge Fotos im Gepäck für die Fotogalerie. Aber wir haengen unseren Gedanken nach, die sich mit dem heutigen Tag beschäftigen. Lange noch sitzen wir draußen und reden darüber und vergessen fast, wie frisch es draußen ist und wie müd wir sind.


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