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Hurra, back in the USA!
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26. Juni 2012
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Begruessungsplausch beim Praesidentenpaar
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Vor fast zwei Monaten, genauer gesagt am 6. Mai 2012 klarierten wir wieder ein in Key West. Die Haelfte unseres Herzens und unserer Gedanken noch in Lateinamerika, freut sich die andere Haelfte auf die kommenden Monate, die wir erneut die Ostkueste hochschleichen wollen.
2010 begann unsere erste USA-Eroberung . Durch Wilfrieds OP in Deutschland fehlten in der moeglichen Segelsaison 8 Wochen. Wir schafften es „nur“ bis New York. Dieses Highlight fesselte uns damals mehr als 3 Wochen und drohende Kaelte und Winterstuerme draengten Mitte Oktober darauf, den Rueckweg anzutreten. Wie immer blieben wir auf dem Weg nach NY viel zu lange an den Orten, die uns besonders gefielen und troedelten genuessig im ICW herum.
Unsere Reiseplaene und Wuensche sollten uns damals bis New England fuehren und vor allem der Kaeptn freute sich schon auf ein Wiedersehen mit seinen ehemaligen Kollegen beim MGH (Massachusetts—Grand-Hospital) in Boston nach vielen Jahren. Das fiel dann buchstaeblich ins Wasser. Die Vernunft siegte und im Nachhinein waren wir froh darueber, hatten wir doch zuletzt eine lausig kalte Zeit und Eis! an Deck und Fenstern. Aber das habt Ihr sicher gelesen in den Berichten.
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In Panama drehten sich unsere Gedanken lange Zeit um die Frage, wie geht es weiter und vor allem wohin. Verlockend nah das „Tor zur Suedsee“, der Panama-Kanal. Natuerlich auch ein Traum, den sich ein Segler erfuellen moechte. Einmal durch den Kanal geschleust ist es ein langer, langer Weg, bis Europa uns wiedersieht. Das Hin und Her bis zur Entscheidung ist ein Abwaegen aller Plus- und Minuspunkte und irgendwann geht dann der Zeiger deutlich auf eine Seite. Wir haben uns dagegen entschieden und fuehlen uns nun leichter und wohl damit. Gibt es doch auch jenseits des Pacifics wunderbare Laender und Kulturen fuer uns, die wir entweder neu entdecken koennen oder nochmals besuchen moechten zur Vertiefung der Eindruecke. Bei unserem gewollten Schneckentempo des Reisens koennen wir noch locker viele Jahre damit verbringen. Und das, ohne die vielen Tausende von einsamen Meilen im Pacifik bewaeltigen zu muessen.
Also loss mer jon – nach Amerika, hoffentlich bis Boston.
Unsere Reiseroute in der Website zu verfolgen war in den letzten Monaten fuer Euch kaum moeglich, Wilfried bastelt an einer Loesung, vielleicht klappt es in Kuerze. Berichte schreiben, um Euch auf dem Laufenden zu halten ist kein Problem, aber sie ins Netz zu stellen schaffen wir, bis wir in New England sind, selten. Nirgendwo bleiben wir im Moment so lange, um das mit Ruhe zu ergaenzen.
Zuletzt berichteten wir von der Ankunft auf den Cayman-Islands im Mai. Ein kurzer Aufenthalt zum neu Verproviantieren vor dem letzten Schlag gen Key West. Fuer ein paar Tage geniessen wir das schoene Wetter am Anker und vor allem die Unterwasserwelt, die einmalig ist im Vergleich zur „Oberwasserwelt“ im touristisch ausgeweideten George Town. Ueberflutet taeglich von bis zu vier gigantischen Kreuzfahrtschiffen hat diese Insel kaum eine eigene gewachsene Atmosphaere. Wir tummeln uns im Wasser herum, wohlwissend dass es fuer die naechsten Monate sicher die letzte Moeglichkeit ist, taeglich ins Meer zu springen. So warm ist es in USA noch nicht. Als eine Kaltfront mit viel Wind angesagt wird, koennen wir nicht an unserem Ankerplatz bleiben. Wir verlegen uns an das andere Ende der Insel und hissen nach diesem Schlechtwettertief recht schnell die Segel gen USA.
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Von diesem Angriff auf jeden Segler ist der Wind voellig erschoepft. Es bleibt nichts uebrig fuer unsere 450 sm, die vor uns liegen. Mal Segeln, mal Motoren, wir kommen langsam vorwaerts. Als wir nach 6 Tagen eintreffen und den Anker fallen lassen in Key West, sind aus den 450 sm doch 600 sm geworden durch staendiges Kreuzen, um an das Ziel zu kommen. Muede aber gluecklich goennen wir uns am Abend einen amerikanischen Festschmaus mit Steak, Reis und Bohnen und in Gedanken an Kuba einen Mojito. Das ANKOMMEN ist eben doch das Schoenste am Segeln!?
Wie vertraut uns Key West ist inzwischen. Wir spazieren mit Vergnuegen umher und erledigen gleichzeitig ein paar Einkaeufe fuer das Boot. Es tut gut, wieder Englisch zu reden statt gebrochenes Spanisch zu stottern und wir kommen recht leicht mit Menschen in Kontakt beim Essen oder Kaffee trinken, es ergeben sich muehelos Gelegenheiten zum Plaudern. Noch ertappen wir uns dabei, dass wir gefuehlsmaessig in Panama und Kolumbien sind und diese laessige karibische Leichtigkeit vermissen. Es ist nicht einfach so, als wenn wir einen Schalter umlegen und sofort ankommen im neuen „Heim“.
Das gehoert zu den persoenlichen Erfahrungen einer so langen Reise durch die Weltmeere. Wir moechten das alles nicht missen.
Die erste Etappe gen Boston werden wir noch im ICW bestreiten, zu unbestaendig und wenig gemuetlich zeigt sich das offene Meer. Die erforderlichen Wetterfenster sind viel zu kurz, die stuermischen Tage werden abgeloest von voellig windstillen Zeiten.
Mehrere Versuche, so auch von Key West nach Miami brachten nicht die richtige Segellaune. So viele Stunden nur motoren, das ist nervig. Die Stimmung bei uns an Bord ist aber juut, Aufbruchstimmung und Vorfreude auf Boston und Umgebung ueberwiegen eindeutig.
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In Miami und bemuehen wir uns um einige Ersatzteile, so auch fuer den Wassermacher und bringen die Windmuehle kurz vor Ablauf der Garantiezeit zur Reparatur. Unwillkuerlich vergleichen wir wieder – an 1 Tag erledigen wir mit dem Mietwagen mehr, als es uns in Panama mit viel Glueck innerhalb von Wochen gelungen waere. Alles ist vorraetig und der Kundenservice perfekt. Die reparierte Windmuehle koennen wir ein paar Tage spaeter in Fort Lauderdale abholen, das liegt auf unserem Weg und wir verlieren keine Zeit mit Abwarten. Bei Westmarine erstehen wir den rostfreien Gasgrill, nach dem wir schon lange Zeit Ausschau hielten. Festmontiert wird er an der Reling, nun koennen wir draussen brutzeln, was vor allem bei heissem Wetter eine Erleichterung bedeutet. Ihr koennt Euch sicher nicht vorstellen, was es bedeutet, bei 30 Grad im Boot am Herd zu stehen und zu kochen. Die ersten Wuerstchen und Paprikaschoten werden nur halbgar, weil rechtzeitig das taegliche Gewitter mit Ausschuettung der Regenwolken den Spass verdirbt.
Wir sind in den ersten Tagen in Miami voellig erschlagen von unseren Eindruecken und minimalen Aktivitaeten. Die Umstellung faellt schwer. Die vielen Hochhaeuser erdruecken uns. Das Wetter ist ein Graus, schwuel und bis zum Nachmittag ziehen sich die Wolken grau in grau zusammen, um im abendlichen gespenstisch zu erlebenden Gewitter sich zu entladen. Es regnet nicht nur, es schuettet. Tornadowarnungen, die im Radio ausgesprochen werden, sind an der Tagesordnung.
Der Autotag war so gut geplant, zum Ende noch ein Grosseinkauf im Supermarkt und ab ins Dingi. Bis dahin ist es noch trocken, genau in diesem Moment kann der Regen nicht mehr warten und wir versuchten noch notduerftig wenigstens die Kartons mit neu erworbenen Dingen noch zu bedecken mit Plastiktueten. Die zehn Minuten, die das Dingi bis zum Ankerplatz saust, reichen aus fuer ein klatschnasses Ankommen.
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Zufriedenheit ueber die erledigten Dinge ueberwiegt eindeutig und es draengt uns rasch zum Aufbruch. Troedeln im ICW koennen wir uns im Moment nicht erlauben. Zwischen uns und Boston liegen noch ca. 1500 sm. Im Juli bekommen wir wieder Besuch von Nils, der drei Wochen mit uns in New England herumreisen wird. Juhu, das Mutterherz lacht und auch der Kaeptn freut sich.
In Fort Lauderdale bekommen wir die Windmuehle zurueck wie versprochen, das Problem mit dem Wassermacher muessen wir leider noch eine Weile mit uns herumfahren. Eine rasche Loesung ist momentan nicht moeglich. Probleme bekommen wir dennoch keine, in Amerika gibt es unterwegs reichlich Moeglichkeiten Wasser zu tanken und zum Waeschewaschen legen wir manchmal einen Waschtag in der Marina ein.
Der ICW (Berichte dazu gibt es bereits) nimmt uns erneut mit auf eine fuer alle Sinne angenehme Reise. Im Gegensatz zu Dezember 2010 protzt die Natur mit saftigem Gruen und es liegen Duefte in der Luft nach Pinien, Tannen, Eichen und Blueten. Die Schildkroeten liegen laengs des Wassers auf Baumstaemmen in der Sonne und die weissen Reiher stolzieren auf ihren duerren Beinchen umher. Mit Gezwitscher begleiten uns Scharen von gefiederten Gesellen. Die Pelikane stuerzen sich vor uns ins Wasser, den Schlund gefuellt mit ihrer Beute. Jeder Tag bringt neue veraenderte Eindruecke.
Mal sind die Ufer mit den typischen Holzvillen- und haeusern gesaeumt, die fast alle ihren eigenen Bootssteg haben. In South-Carolina tauchen wir manchmal tagelang ein in fast einsame reine Natur. Fast berauschend wirkt diese auf uns. Rechtzeitig vor den abendlichen Gewittern lassen wir den Anker fallen in einer der traumhaft gelegenen Buchten. Dann sitzen wir draussen im Cockpit, knabbern an unserem Essen und trinken einen Schluck Rotwein auf dieses intensiv erlebte Naturell, bis uns die Augen zufallen. Beleuchtet werden die Ufer von unzaehigen Gluehwuermchen, die um die Wette leuchten.
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Nichts deutet darauf hin, dass es ausser uns noch Menschen gibt. Hier vermissen wir sie auch nicht. Wir sind rundum gluecklich, dass wir das so erleben duerfen. Morgens begruessen uns beim Fruehstueck meist die Delfine, um diese Zeit sind sie besonders munter und tummeln sich um das Boot herum. Einmal entdecken wir ein Manatee, selten tauchen sie so deutlich an der Oberflaeche auf.
Uns fallen die grossen Nester in den Baeumen auf. Es sind die Wiegen der Adler, es ist Zeit fuer die Aufzucht der Jungen. So wackeln manche kleine Koepfe darin und ihre weit aufgerissenen Schnaebelchen rufen nach Futter. Auch die Stoerche haben Hochsaison. Wir sehen jede Menge laengs der Ufer. Ob sich das auswirkt auf die Einwohnerzahl? Wieder haben wir das Gefuehl, wir sind viel zu schnell fuer diese Landschaft.
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Wirklich Strecke machen wir jedoch nicht auf diese Weise. Ende Mai ist es schon. Wir wollen bis Fort Pierce aufs Meer hinaus. Guter Wind und Sonnenschein, der halbe Tag bringt richtig Freude am Segeln. Ab Nachmittag wechseln Sonne und Gewitter sich ab. Wir haben noch 2 sm vor uns – es scheppert laut am Boot und wir gucken uns verdattert um. Was war das denn? Das Vorstag ist gebrochen, das Segel liegt zum grossen Teil im Meer, die Strippen auch. Schnelles Handeln ist nun angesagt, wenn wir das Segel retten wollen. Ist es zu schwer vom Wasser, bekommen wir es nicht mehr reingezogen. Ausgerechnet jetzt stuermt es, Blitz und Donner und gewaltige Regenguesse machen es uns schwer. Ein gespensterisches Szenario. Wilfried sitzt an Deck und zieht und zieht am Segel, um es wieder hinein zu bekommen. Endlos scheint mir die Zeit, bis ihm dies gelingt. Ich gebe zu, dass ich bei solchen Aktionen nicht angstfrei bin und befuerchte, dass er ins Meer faellt. Zumal er nie angeschnallt ist dabei. Er versicherte mir aber spaeter, dass er im Notfall doch das Segel abgeschnitten und es Poseidon geopfert haette. Sein Zerren und Ziehen wird mit Erfolg gekroent und nun die Strippen sorgfaeltig an Bord geholt und festgemacht. Wir mussten ja nun den Motor anmachen und eine Strippe im Propeller verfangen wuerde jetzt zu einer Katastrophe fuehren.
Am naechsten Tag in der Marina von Fort Pierce ergibt die Diagnose, dass n u r ein Bolzen durchgebrochen war. Die Reparatur und erneutes Aufziehen des Segels war am Abend erledigt, der Schreck steckt noch in den Knochen. Morgen ist Ruhetag, ein Sturm ist angesagt. Lesen und Film gucken, Internet nutzen zum Mailen, der Tag ist schnell vorbei.
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Bis Cape Carnaveral geht es also wieder in den ICW, die angesagten 30 kn Wind auf dem Meer wollen wir nicht miterleben . Inzwischen passieren wir meist nur noch Bruecken, die hoch genug sind. Das erspart viel Wartezeit und wir kommen viel schneller weiter.
Als die Wettervorhersage endlich ein gutes Wetterfenster fuer eine Woche verspricht, fahren wir von Cape Carnaveral aus aufs Meer, moeglichst bis zum Cape Hatteras. Das waere in dieser Zeit gut zu schaffen. Die Raketenstartbahnen sehen wir noch lange im Hintergrund verschwinden, ein angenehmer Segeltag erwartet uns. Die Nacht jedoch ist weitaus ungemuetlicher als versprochen. Wind auf die Nase, 25 kn Wind pusten und die Wellen sind unangenehm hoch. Durch die Schraeglage ist keine Bewegung im Boot moeglich. Da muessen wir durch. Muede und schlecht gelaunt wegen Schlafmangel hoeren wir morgens ueber Funk das Local-Wetter fuer den Tag und die kommende Nacht.
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Au Backe, nachts wird ein Sturm kommen mit ueber 30 kn Wind. Das kann doch nicht wahr sein, dass der gestern noch nicht vorausgesagt wurde. Wir fuehlten uns fuer die Woche doch sicher. Wir koennen nicht mehr ausweichen. Ein mulmiges Gefuehl, wir hoffen , dass wir durch das schnelle Segeln vielleicht doch noch aus dem kritischen Gebiet herauskommen, bevor es losgeht. Tagsueber wird es ungemuetlich mit Gewitter und maessigem Wind. Nicht beaengstigend. Nach Sonnenuntergang nimmt der Wind zu und bleibt aber die ganze Nacht bei ca. 28kn. Nochmal Glueck gehabt, denken wir.
Aber zu frueh gedacht, es kam nur spaeter. Am Mittag wird es rabenschwarz am Himmel und der Sturm legt los. Bis 35 kn sehen wir auf dem Windmesser. Alle Segel sind runter und wir verkriechen uns im Boot und koennen nur abwarten. Fuer mich ist es die erste richtige Sturmerfahrung, der Kaeptn hatte es schon mal erlebt und vertraut seinem Boot. 2,5 Stunden dauert der Spuk, endlose Zeit unter diesen Umstaenden. Ich verspreche meinem Kaeptn, wenn wir dieses Unwetter gut ueberstehen, werde ich nie mehr mit ihm zanken – als eine Art Angebot an die Goetter, uns wohlgesonnen zu sein. Der Sturm laesst nach und nun erinnert mich Wilfried natuerlich bei jeder Gelegenheit rechtzeitig an mein Versprechen.
Den Sturm ohne Schaden ueberstanden nervt uns der Schwell noch bis zum naechsten Tag. Mir ist ziemlich uebel und selbst den Kaeptn haut es ein wenig aus den Socken. Wir landen in Charleston am naechsten Tag, seekrank und voellig uebermuedet. Unsere Ankerwinsch funktioniert nicht, wir fragen nach einem Platz in der Marina. Dort gelingt es Wilfried, sie notduerftig zu reparieren, bei der naechsten Gelegenheit muessen wir einen neuen Schalter kaufen, neue Kabel verlegen. Das bezieht jedoch noch weitere Aktionen mit ein, die wir hier nicht erledigen koennen. Erstmal ausschlafen, ausruhen und dann mal gucken.
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Gestern noch so kaputt und muede, heute laufen wir putzmunter bereits durch Charleston und bewundern die Architektur aus der Zeit vor dem Buergerkrieg. Hier steht die Wiege des amerikanischen Buergerkrieges und heute noch wirkt dieses Schmuckstueck der Suedstaaten auf uns wie im Film „vom Winde verweht“, uralte Friedhoefe mit verwitterten Grabsteinen seit 1800 zeugen von der Vergangenheit Wir freuen uns auf Altbekanntes und entdecken viel Neues. 2010 verbrachten wir nur kurze Zeit hier. Bei dieser Gelegenheit berichteten wir bereits darueber. Daher moechte ich mich nicht wiederholen. Ausser, dass wir auch jetzt wieder schwer beeindruckt sind.
Entgegen unserer Gewohnheit versuchen wir uns bei einer gebuchten Tour mal wieder in ein Gruppenwesen zu verwandeln. Ohne eigenem fahrbaren Untersatz koennen wir die grossen Plantagen nicht erreichen und so schliessen wir uns einer kleinen Bustruppe an zur Magnolia-Plantation. Versprochen wird uns das Erleben eines Highlights, das in gesamt USA an dritter Stelle steht auf der Beliebtheitsskala. Wie ueberall und immer auf diesem Kontinent wird grossen Wert auf die Superlativen gelegt.
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Uebertrieben ist diese Ankuendigung jedoch nicht. Ein wahres Paradies wartet auf uns, die Magnolia-Plantation ist nachweislich seit dem Jahre 1716 bis heute im Besitz ein und derselben Familie. Die Villa erzaehlt aus dieser Zeit mit Originalmobiliar, Geschirr, Reisemitbringsel aus aller Welt, kuenstlerischen Quilts, kostbaren Buechern. Dokumente sind ausgelegt und selbst Original-Tageszeitungen mit Berichten und Bildern aus alten Zeiten z.B. Vom Buergerkrieg um 1860 sind gut erhalten zu lesen. Ein interessanter Ausflug in die Vergangenheit. Wir besichtigen unter Fuehrung die Villa und machen spaeter eine Wanderung ueber die Plantage. Riesige Waelder gehoeren dazu und Fluesse und Suempfe, wo frueher Reis angebaut wurde. Heute beherbergen sie Aligatoren, Fische, Schildkroeten und Seeschlangen. Es ist nicht erlaubt, allein dort spazieren zu gehen. Die Suempfe sind nicht braun, schlammig und sichtbar, ein feines Gruen zwischen den Baeumen taeuscht das Vorhandensein von Wiese vor und wuerde den unkundigen Spaziergaenger verschlingen. Uralte dicke Eichen mit Luisianna-Gras zanken den Fotografen in uns, unmoeglich ist es, diese ausladende Pracht auf ein Foto zu reduzieren. Sie werden bis zu 1000 Jahren alt. Nach dem ersten Eindruck beim Wandern ueber diese riesigen Flaechen der Plantage werden wir noch mehr als 2 Stunden in einem Trolly herumgefahren. Die ehemaligen Sklavenunterkuenfte stehen abseits so erhalten, wie sie damals verlassen wurden nach Aufhebung der Sklavenhaltung, bzw. sie werden so gepflegt, dass sie den Eindruck von damals vermitteln koennen.
Urspruenglich gab es zwei Farmen hier, deren Sohn und Tochter sich praktischerweise verliebten und heirateten und somit alles ein Besitz wurde. Waehrend der Prohibition in den zwanziger Jahren traf sich hier abseits der grossen Staedte aller Reichtum der Welt und die Prominenz zum Feiern und zum aktiven Vernichten von Alkohol aus jeglichem Anlass. Selbst die Royals aus England bereicherten die Gaesteliste. Anhand der Raeume, die wir besichtigen koennen, sehen wir im Geiste die rauschenden Baelle und Feste, die gefeiert wurden. Aus jedem der Fenster haben wir einen phantastischen Blick in die Weite der Wiesen und Waelder der Plantation, auf der ausladenden das Haus umgebenden Terrasse aus weissem Marmor mit blumenumrankten Saeulen haben wir ein wenig Zeit, das wirken zu lassen
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Ausser einem kleinen unauffaelligen Giftshop (Andenkenladen) im Inneren des Haupthauses mit ausgesprochen kitschigen Kuriositaeten deutet aber auch gar nichts auf Tourismus hin auf dieser Farm. So bekommen wir einen Eindruck vermittelt, als wenn hier die Zeit still steht und von vergangenen Zeiten berichtet allein durchs Ansehen. Ein Tag hier ist viel zu kurz, die Zeit zum Fotografieren auch. Fuer zahlreiche Tiere wurde ein wunderbar natuerliches Zuhause geschaffen. Die immer um eine Moehre bettelnden Blicke der Ponys auf den Wiesen streifen uns, die Pfauen wollen bewundert werden und schlagen ihr federreiches Rad. Unser Busfahrer rennt viel zu schnell weiter und treibt uns an. Sein Englisch versteht niemand aus der Truppe, nicht einmal die Einheimischen. Er muss die Termine einhalten mit Trollyfahrer und Besichtigung des Haupthauses. Das bringt uns schnell ins 21. Jahrhundert zurueck. Ein rundum interessanter Tag geht viel zu schnell zu Ende. Als wir nach ein paar ausgefuellten Tagen weiterziehen sind wir uns einig, es wird nicht der letzte Besuch in Charleston sein.
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In den naechste Tagen fuehrt der Weg wieder durch den ICW, tagsueber fahren wir und zum Sonnenuntergang suchen wir rechtzeitig eine Ankerbucht auf. Als unterwegs der elektrische Autopilot seinen Dienst verweigert und klar wird, dass er ihn nicht mehr aufnehen wird, bestellt Wilfried ein neues Geraet und sucht als Lieferadresse Westmarine in Wilmington aus. Fragt die Landratte uns manchmal, wie macht Ihr das eigentlich unterwegs mit einkaufen usw...... hier ein gutes Beispiel. In Kuestennaehe kann Wilfried auf seinem I-Pad ins Internet. Adressen googeln, Kontakt aufnehmen per Skype mit entsprechenden Firmen oder TO-Stuetzpunktleitern. Bestellungen aufgeben, nachdem geklaert ist, wann wir ungefaehr wo sind. Kommen wir dort an, wartet das Paket schon auf den Abholer. Klappt wunderbar, wir sind begeistert. Was man so alles erledigen kann auf einsamen Strecken.
In Wilmington sonntags angekommen legen wir uns an einen Marinasteg mit Restaurant . Live-Musik und leckeres Essen in der Menschenmenge ist uns heute sehr willkommen. Auf unsere Frage an den Hafenboy, wie wir morgen frueh Westmarine finden koennen, kam ein munteres „ Moment, please“ und nach einer kurzen Frage an einen Kollegen wusste er, wenn wir gegen 9 Uhr fahren wollen, das Restaurant bietet einen Shuttle-Bus kostenlos an zu Westmarine und zum Supermarkt. Da ist sie wieder, die aktive Freundlichkeit der Amerikaner. So oft erleben wir sie, und wenn keine Moeglichkeit besteht per Bus oder Taxi, dann fahren sie uns selbst. Soeben erst beim vorletzten Stop in George Town geschehen.
Wie lange wir brauchen, koennen wir selbst bestimmen. Der Fahrer holt uns zu jeder vereinbarten Zeit wieder ab. Das ist prima und 5 min vor dieser Zeit bringt Feedex das erwartete Paket, waehrend wir bei Westmarine stehen und warten.
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Wir haben eine Gluecksstraehne im Moment, die auftauchenden Probleme sind somit keine, denn Auftreten und Loesen gehen Hand in Hand. Eine rundum harmonische und angenehme Zeit verbringen wir ueber weite Strecken. Immer wieder freuen wir uns ueber nette Begebenheiten oder Begegnungen.
In Southfork fahren wir praktisch ueber die unsichtbare Grenze von Sued-Carolina nach North-Carolina und als unterwegs ein Fischrestaurant liegt, das mit kostenlosem Steg fuer die Nacht wirbt, haben wir Lust, das Angebot anzunehmen. Ist ja Wochenende und da geht man gern aus ... Wir erkundigen uns nach dem Anlegen, ob wir tatsaechlich dort ueber Nacht bleiben koennen? Ja, nur essen muesse man dann dort. Klar doch, das wird uns keine Muehe machen. Wir goennen uns die Spezialitaet des Hauses, Scampi mit Local-Crab-Cake, Maiskolben, French Fries und Corona-Bier. Wenn wir schon so luxurioes kostenlos am Steg liegen duerfen, wollen wir uns doch dafuer revanchieren.
Als wir bezahlen wollen verwickelt uns der Chef des Hauses in ein langes Gespraech. Er moechte gern mehr hoeren von unseren Reisen. Segler aus Germany sind hier eine Raritaet und kaum vorstellbar. Gemeinsamkeiten treten auf. Er hat ein Haus in Xalac, einem kleinen Ort in Mexico, wo wir damals vergeblich versuchten auszuklarieren. So tauschen wir uns aus ueber das Dorf, die Leute und das Schiff auf dem Riff dort, so klein ist die Welt. Am Ende des Abends reicht er uns die Hand und wuenscht uns eine gute und sichere Weiterreise. Bezahlen duerfen wir unser Essen nicht, wir sind eingeladen.
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Wir schauen auf den Kalender, hoeren die Wetterkarte und sind einig darueber, wir muessen mal wieder aufs Meer hinaus fuer eine lange Etappe. Wenn wir den Propheten des Wetters glauben schenken, koennen wir ca. 1 Woche dort verbringen und schaffen es bis Rhode Island, bevor es wieder ungemuetlich wird. Leinen los, wir halten es aber so nah der Kueste, dass wir notfalls in ein paar Stunden eine sichere Bucht verschwinden koennen bei Sturm. Tatsaechlich, es wird ein guter Segeltoern. Windrichtung und Staerke genau richtig, Sonne und wenige Schauer. Wir kommen gut voran und koennen uns auch gut bewegen beim Kochen und ueberhaupt. Die Zeit vergeht rasch, die Muedigkeit wegen der Nachtwachen ist allerdings gross wie immer. Der Tag vergeht meist mit Lesen und Doesen Um Cape Hatteras herum wird es noch mal ungemuetlich. Hier treffen der warme Golfstrom und der kalte Labradorstrom aufeinander, gleichzeitig wechselnde Wassertiefen von ca. 50 m auf 2000 m. Da gibt brodelt das Wasser und unruhiges Schaukeln und starker Schwell machen uns das Leben schwer. Wir hatten uns darauf eingestellt und wussten, einige Meilen spaeter wird es besser.
Eine Woche spaeter, 2 Tage vor unserem Ziel zeigt der Blick auf die Wetterkarte an: runter vom Meer und in Atlantic-City einen Stop einlegen. Vom Sueden her Sturm, vom Norden eine Kaltfront, da wollen wir nicht mitmischen.
Hier sitzen wir nun seit 2 Tagen gemuetlich im schwimmenden Heim in einer kleinen Marina am Steg, gegenueber die riesigen haesslichen Wolkenkratzer der Donald-Trump-Spiekasinos und es geht uns supergut. Sonntag angekommen - rechtzeitig und mit Ruhe. Gestern der Sturm und krachende Gewitter und Regen. Das tut so gut, sicher und trocken im Boot zu sein und draussen tobt es sich aus. Unser Boot aechzt und stoehnt im Wind bei Beruehrung mit dem Holz des Stegs, es trommelt auf die Luken, wir schlafen wie die Babys und unsere Batterien haben sich schnell wieder aufgeladen. Ein gutes Internet erinnert uns daran, dass dem Absenden eines neuen laengst faelligen Reiseberichtes nichts im Wege steht.
Bis zum naechsten Mal, vielleicht schon aus Boston.
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