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Florida : Fort Lauderdale
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Anfang Mai 2010
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Ereignisreiche Monate liegen hinter uns, ja so richtig weit sind wir dennoch nicht gekommen. Wie ihr wisst, entscheiden wir nie allein, wie schnell wir vorwaertskommen, ausser dem Wetter hat Senta immer ein Woertchen mitzureden und wenn sie im falschen Augenblick beschliesst, dass irgendetwas an ihrem Innenleben Lust auf Erneuerung hat ..... dann liegen wir eben mal wieder eine Zeit irgendwo fest .
Nun heisst es drei Monate aufzuholen in der versprochenen Berichterstattung und wir beginnen damit in Key Biscayne.
Anfang Mai verabschieden wir uns dort von unserem so angenehmen Ankerplatz in guter Aufbruchstimmung. Nun wartet noch der Rest von Amerika auf uns und will entdeckt werden – und dieser Rest scheint noch riesig und weit. Wir bleiben im Inter-Coastel-Waterway (ICW) und fahren tagsueber und fuer die Nacht suchen wir uns schoene Ankerbuchten, von denen es genug gibt. Langfristige Planung eruebrigt sich.
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Der ICW ist ein wirklich interessantes und fuer das Auge spannendes System von Kanaelen, Fluessen und Seen innerhalb der US-Ost-Kueste Richtung Norden. Es ist abwechlungsreich, so nahe dem Ufer entlang zu motoren und diese Anhaeufung von superschicken und suendhaft teuren Villen mit eigenem Bootsanleger, millionenschweren Yachten teils bestueckt mit eigenem Helikopter zu betrachten. Vor allem Miami Beach beherbergt viele der Reichen und Schoenen aus der Promiwelt. Hollywoodstars, Politiker und Spitzensportler haben sich hier niedergelassen und geniessen die Sonne Floridas und eine gewissen Abgeschiedenheit oftmals mit eigenem kleinen Strand. Die Grundstuecke sind riesig und der naechste Nachbar weit weg.
Entlang der Fahrrinne ist es so seicht, zahlreiche Ausfluegler mit Motorboot werfen den Anker, gehen schwimmen, grillen an Bord oder kaufen sich Hot-Dogs an der ebenfalls im Wasser ankernden Hot-Dog-Bude. Ein kleiner Kajak ist zu einer Eisbude geworden und bietet auf kleinstem Raum hoechsten Schlemmer- und Erfrischungsgenuss an. Musik ertoent lautstark, jedes Boot demonstriert seinen eigenen Geschmack und so erscheint jede Kirmes harmlos dagegen in Bezug Angriff auf das Trommelfell.
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Jeder Streckenabschnitt zeigt sich anders. Manchmal schauen wir auf gruene Mangroven und hier brettern allerdings bunte Flitzer ala Miami-Vice in raketenartiger Geschwindigkeit an uns vorbei, die freie Strecke ausnutzend. Eindruecke und Gegebenheiten wechseln staendig und fuer den Kaept’n an der Pinne ist es ganz schoen anstrengend. Aber dennoch sind wir hin und weg. Wir sind uns einig, die Staedte vom Wasser aus zu erleben ist voellig anders als wir es vom Auto aus gesehen haben.
Vor allem Fort Lauderdale. Nach ein paar Tagen gemuetlichster Fortbewegung liegt es fast vor uns. Natuerlich schaffen wir auf diese Weise kaum Seemeilen, aber bis dorthin wollten wir durch den ICW reisen und danach noch einmal eine groessere Strecke auf dem offenen Meer zuruecklegen gen Suedstaaten. Noch haben wir Spielraum in Bezug auf die im Juni beginnende Hurricansaison
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17 Bruecken hatten sich bisher geoeffnet fuer uns seit Key Biscayne und die 18. war dann schon die in Fort Lauderdale. Fast hatten wir es geschafft, nun galt es noch einen guten Ankerplatz zu finden. In gebuehrendem Abstand warten wir mit unserem Boot auf das Signal zum Oeffnen und als die Bruecke sich oeffnet und Wilfried den Gang einlegt, verabschiedet sich der Motor. Was war das denn? Rasch noch mal angemacht und Gang eingelegt. Wir machen keine Fahrt, aber unfreiwillig doch. Die 2 Knoten Stroemung treiben Senta auf den festen Teil der Bruecke zu und blitzschnell reisst Wilfried den Anker von Hand herunter und laesst die Kette nach unten gleiten. Au Backe, das ging gerade noch mal gut. Der Anker haelt zum Glueck sofort und wir brauchen nicht ueber den Verlust von Mast und Radar nachdenken, die waren gerettet.
Aber was war geschehen? Der Motor selbst ist o.k. , es war der Propeller, der sich wohl geloest und verabschiedet hatte, was sich spaeter in der Werft bestaetigt. Die Schiffsschraube war weg und wir mussten wieder BoatUS herbeirufen zum Abschleppen. Tausend Dank noch einmal an Michael, der uns zum Abschluss der Versicherung geraten hatte. 2,5 Stunden durch Lauerdale-Kanaele, das haette einige Dollars gekostet. Unmittelbar nach dem Anruf naht schon die Rettung und Mike von BoatUS schlaegt eine Marina vor mit einer ihm bekannten guten Werft.
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Abgesehen vom gesamten Missgeschick, das wieder einmal so ploetzlich aufgetaucht war, haben wir diese 2,5 Stunden sehr genossen, da wir nun im Schlepptau unsere ganze Aufmerksamkeit auf die Gegend konzentrieren konnten. Mike faehrt die Strecke mitten durch Down-Town, die wir nie gefunden haetten und so nah, dass wir mit Leuten am Ufer reden koennen und der Duft des Gebratenen von den Restaurants unsere Magensaefte ausserordentlich anregt.
Unser Segelboot mit deutscher Flagge erregt manchmal Aufsehen. Selten sieht man in Amerika Germans on Sea und viele Leute rufen uns einen Gruss zu. Die „Dschungel-Queen“, voll beladen mit Ausflueglern, weist durch das Mikrofon lautstark hin auf das „ german boat on the left site“ – welche Ehre.
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Gleichzeitig haben wir mit Mike einen guten Reisefuehrer an unserer Seite, mit Vergnuegen zeigt er uns besonders nennenswerte Orte oder Villengrundstuecke. Al Capones Anwesen, Donald-Trumps-„Wochenendhaeuschen“ sowie ein am Kanal liegendes ehemaliges Flugzeug, das ein Freak sich umgebaut hatte zu einem Motorboot. Mehr davon – falls es Euch interessiert – koennt ihr unter www.planeboats.com im Internet finden.
Es gefaellt uns, das alles zu hoeren und zu sehen und wir vergessen eine Weile unsere Situation, durch die wir ueberhaupt zu dieser ausfuehrlichen Rundreise gekommen sind.
Die Gaerten der Villen sind meist kunstvoll angelegt und aufwaendig in der Ausstattung. Viele wurden von Kuenstlern gestaltet und mit allerlei Kunstprojekten und Figuren bestueckt. Auch das gehoert zu den Vorteilen einer Seefahrt, von der Landseite aus haettest du nie diese Einblicke in das hiesige Wohnen und Feiern. So mancher Gartenpavillon ist groesser, mit einladenden Sitzlandschaften und malerischer Beleuchtung geschmueckt und bestueckt, als ein Einfamilienhaus in Germany.
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Es ist Sonntagabend, so legen wir uns an den Anfang des Stegs in die Marina in Fort Lauderdale und warten ab, was der naechste Tag und die endgueltige Diagnose in der Werft uns bringen wuerde. Wie ihr Euch denken koennt, ist Senta im Vergleich zu den meisten Booten dort winzig. Wohin man blickt, nur riesige Motoryachten, besetzt mit Crews, die zum Auftanken oder fuer Reparaturen dort weilten und den eigentlichen Eigner nur ab und an aufnehmen fuer eine Vergnuegungstour. Und weil sie so riesig sind, klappt es auch nicht mit dem Internet bei uns, sie schotten uns richtig ab vom Netz.
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Suchbild: Wo ist Senta?
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Das ist leider nicht die groesste Sorge, es muss ein neuer Propeller her. Ein riesiges Unterfangen, denn es gibt in ganz Amerika keinen Propeller mit metrischen Abmessungen. Und so muss er in Italien bestellt werden. Das bedeutet wieder einen laengeren ungewollten Aufenthalt und als er nach 3 Wochen eintrifft und eingebaut werden kann, zeigt sich, dass die Antriebswelle loecherig ist wie ein Schweizer Kaese. Also muss auch diese neu gefertigt werden, was unseren ungemuetlichen mittlerweile in der Werft liegenden Zustand noch um wenige Tage verstaerkte. Allerdings haben wir die lange Wartezeit auf den Propeller am Steg verbracht und Senta vorher nur fuer einen Tag und zum Begutachten aus dem Wasser geholt.
Wie bisher ueberall seit Key West liegen wir sehr malerisch und die Sinne erquickend am Steg, schauen auf Mangroven und Waelder und Seitenarme der Kanaele. Da ist wieder richtig was los in der Tierwelt und auch die kleinen gruenen Papageien, die wir schon seit Trinidad kennen, sehen wir wieder. Sie fliegen sie stets zu zweit und kreischen wie die Grossen. Am Abend schimmern viele Lichter durch das Gruene und sorgen fuer eine romantische Atmosphaere.
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Leider sind wir auch hier weit weg von jeglicher Einkaufs- oder Vergnuegungsmeile. Supermarktbesuch geht wieder nur mit Taxi, also sind wir sehr eingeschraenkt in der Bewegung. Fuer ein paar Tage leihen wir nochmals ein Auto und auf dem Programm steht eine Tagestour nach Cap Canaveral.
Ein Besuch bei der Nasa, sehr interessant – leider startet zur Zeit keine Rakete, das haetten wir uns gern angesehen. Zu unserem Besuch gehoert auch ein 3-D-Film in einem Kino dort ueber einen Ausstieg im Weltraum. Sehr plastisch zu sehen und die Crew schien zwischen uns durchzuschweben. Das beruehmte Weltraum-Teleskop Hubble musste repariert werden und wir waren sozusagen live dabei, Mitglieder der Crew.
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Den Rest des Tages dokumentieren die Fotos in der Galerie, die Eindruecke sind mehr fuer den Fotografen als fuer den Schreiber.
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An den vielen Tagen ohne Auto nutzen wir das Wassertaxi, das fuer einen Festpreis den ganzen Tag ueber durch die Kanaele schippert und reichlich informiert ueber das, was wir sehen. Wir koennen unterwegs aussteigen, auch schwimmen gehen an schoenen Straenden und spaeter wieder zusteigen. Eine sehr angenehme Art der Fortbewegung am Wasser und so bekommen wir doch noch recht viel zu sehen waehrend unserer Zwangspause in der Marina
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Vier Wochen gehen rasch ins Land und endlich ist Senta zufrieden mit dem neuen Propeller . Wilfried nutzt natuerlich so manche Stunde fuer kleinere Instandsetzungsarbeiten und mehr und mehr tritt dabei ein Leistenbruch zu Tage, den er nicht mehr ignorieren kann.
Was fuer das Boot gut ist, kann ihm auch nicht schaden und so benoetigt auch er eine Diagnose von jemanden, der sich damit auskennt. Der Doktor bestaetigte, was der Kaept’n sich schon dachte, das Uebel ist da, auf beiden Seiten der Leisten, aber nicht dringend. Eine OP sei irgendwann angebracht, damit es nicht schlimmer wird auf dem offenen Meer und mit mir als Krankenschwester.
Fuer diese kurze Feststellung laesst der gute Doktor sich fuerstlich entlohnen – wir sind in Amerika. Hier sind die Kosten im Gesundheitswesen utopisch fuer unsere deutschen Verhaeltnisse und auch die Erklaerung, warum es so teuer sein muss, ist amerikanisch. Amerika ist das Land mit den vielen, vielen Anwaelten und die werden gefordert und unterstuetzt von Menschen, die Recht haben wollen ganz offiziell. Dieses Bestreben bezogen auf viele Bereiche des amerikanischen Lebens ist beispiellos auf der Welt in dieser Menge. So werden viele Aerzte oder gleich das gesamte OP-Team verklagt wegen vermeintlicher Unstimmigkeiten mit Patienten. So etwas kostet und weil auch die Schatulle eines Doktors nur begrenzt gefuellt ist, sichert er sich gut ab und legt die Kosten der Versicherung auf die gesamte Fangemeinde um. Verstaendlich und wir halten Kriegsrat zu diesen neuen Gegebenheiten.
Kurz entschlossen gefiel uns bei reiflichem Ueberlegen die Idee, unseren fuer den Winter geplanten Heimaturlaub vorzuverlegen, am besten. Eine OP in Germany scheint sinnvoll und gleichzeitig koennen wir unsere Lieben daheim endlich wieder in die Arme nehmen.
Mittlerweile ist aber schon Mitte Juni und die Hurricansaison hat begonnen. Natuerlich rechnet niemand sofort mit diesen Unwettern, aber Florida sollte man dann bereits verlassen haben. Also koennen wir Senta nicht hierlassen, zumal wir noch nicht wissen, wie lange wir in Deutschland bleiben werden.
Patricia und Thiery von der New Life in Curacao haben uns eine Adresse fuer eine guenstige Werft gegeben in Virginia, Deltaville. Wir rufen dort an und erfahren, dass Plaetze genug frei sind und wir willkommen. Dort ist das Schiff sicher und gut abgestellt, geschuetzt vor evt. Hurricans. Also beschliessen wir, Senta dorthin zu bringen und dann erst den Flug zu buchen in die Heimat.
Wir bereiten die Abfahrt vor und am 12.Juni heisst es mal wieder „Leinen los“ mit Ziel Deltaville.
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