|
|
|
Rundreise durch Georgia
|
November/Anfang Dezember 2010
|
|
|
|
Charleston in South-Carolina war die Wiege des amerikanischen Buergerkrieges und ist daher eines der beliebtesten Touristenziele im Suedosten der USA. Natuerlich gibt es auch hier reichlich Denkmaeler, an denen die amerikanische Flagge im Winde weht. Die Blicke aller Besucher richten sich jedoch auf eine reizende Altstadt und die in der Naehe befindlichen Siedlungen abseits der Geschaefte.
Wir schlendern durch die Strassen und bewundern die Architektur aus der Zeit vor dem amerikanischen Buergerkrieg. Die Wohnviertel sind interessant anzusehen und in den Geschaeftsvierteln wurden die Laeden atmosphaerisch in diese historischen Haeuser integriert. Die Pferdekutschen rumpeln beladen mit Urlaubern ueber das Kopfsteinpflaster und drehen die „historische Runde“, der Touri-Fuehrer erklaert mit Akribie die Historie im Detail – und die ist ganz schoen umfangreich.
|
|
|
|
Unser erster Besuchstag ist ein Samstag und im Park von Down-town findet jede Woche der Farmers-Market statt. Nicht nur frisches Obst und Gemuese werden angeboten, zahlreiche Staende mit Spezialitaeten der Suedstaatenkueche laden zum Futtern ein. Fuer die Kinder gibt es Huepfburgen und Spielgeraete, derweil die Eltern sich an den Kunsthandwerkerstaenden umsehen. Fuer zahlreiche Familien aus den abgelegenen doerflichen Gegenden ist dieser Tag ein Fest, das sie nur ungern versaeumen. Sorgt es doch fuer Abwechslung und Vergnuegen.
Nach dem ersten Wochenende in Charleston mieten wir ein Auto und planen unsere Tour nach Atlanta, Hauptstadt des Bundesstaates Georgia. 500 km von der Kueste entfernt liegt sie und die Fahrt dorthin gibt uns Gelegenheit, weitere Landstriche und Landschaften im Sueden auf uns wirken zu lassen. Wir lassen uns Zeit unterwegs und fahren nur eine kurze Strecke auf der Autobahn, denn diesmal ist der Weg unser Ziel – im wahrsten Sinne des Wortes.
|
|
|
|
Atlanta ist eine 5-Millionen-Einwohnerstadt und sie waechst explosionsartig weiter. Die aus dem Norden kommenden Yankees und Zuwanderer aus dem Ausland suchen sich hier ein neues Zuhause. Auf den ersten Blick sehen wir in der Hauptsache die in Staedten ueblichen Buero-Wolkenkratzer, fahren an riesigen verlassenen Sportstaetten vorbei, die 1996 fuer die Sommerolympiade errichtet wurden. Der Weg fuehrt am Georgia-Aquarium vorbei, eine glitzernde Attraktion fuer Touristen. Direkt gegenueber ragt das World of Coca-Cola in den Himmel, ein Denkmal, das sich der Gigant selbst gesetzt hat. Die Luxus-Mega-Malls koennen uns heute nicht locken, wir sind noch verwoehnt von New York.
Auf Anhieb finden wir nicht die Individualitaet und reizvollen Ecken dieser Stadt, die sie zweifellos auch hat. Es ist der Tag vor Thanksgiving, dem wichtigsten amerikanischen Feiertag, ein dichtes Verkehrsknaeuel hemmt unsere unbekuemmerte Fahrt und fuer ein richtiges Kennenlernen der gesamten Metropole reicht unsere Zeit sowieso nicht aus. So lassen wir die hektisch wirkende Hauptstadt ohne Bedauern rasch hinter uns.
Es sind die Vororte, die uns anziehen, hier lassen wir uns reichlich Zeit und spazieren herum. Seit South-Carolina wird der Anteil der afroamerikanischen Bevoelkerung wieder deutlich groesser und hier in Georgia noch einmal mehr. Das schlaegt sich in den Wohngegenden nieder, im Flair der Vorstaedte, in den kulinarischen Moeglichkeiten und der Art des Miteinander-Umgehens.
In den meisten Motels gibt es kein Fruehstueck, so entdecken wir eine neue Futter-Kette ganz nach unserem Geschmack: Wafflehouse. Echtes Suedstaatenambiente – locker und lecker .....
Und so sieht dann ein „gesundes“ Fruehstueck aus:
|
|
|
|
Nach Atlanta beginnt der schoenste Teil unserer Reise durch Georgia. Quer durchs Land wechseln sich wunderbare Landschaften ab. Riesige Eichen- und Kiefernwaelder und rote Erde sind typische Naturbilder, weisse Punkte ueber grosse Flaechen sind Reste der Ernte auf den Baumwollfeldern. Es ist auch die Gegend der Erdnussfarmen. Der beruehmteste Erdnussfarmer aus ihrer Mitte ist Jimmy Carter, ehemals Praesident der Vereinigten Starten. Hier ist seine Heimat. Ein abgeerntetes Baumwollfeld:
|
|
|
|
Immer wieder saeumen die tyischen Suedstaaten-Holzhaeuser die Strassen und wir schmunzeln darueber, wie sehr sich auf manchem der grossen Grundstuecke ums Haus herum der Weihnachtschmuck ausdehnt. Der halbe Wald wird geschmueckt und so mancher grosser Plastikengel haengt in den Baeumen. Was bei uns die Regale eines Geschaeftes fuellt, steht hier um ein einziges Haus herum. Dazu eine Wahnsinnsverkabelung an Lichtern. Leider konnten wir nicht bis zum Dunkeln warten, wir haetten den Weg zum Highway nur muehsam gefunden.
|
|
|
|
Und so findet man in fremder Landschaft die bewohnten Gegenden: Laengs der endlosen geraden Landstrassen stehen jede Menge Briefkaesten. Nanu, zu wem gehoeren die denn? Dahinter riesige Waelder und so suchen wir die Wege dadurch, denn wo Post ankommt, muessen doch Menschen wohnen. Als Europaer kennen wir das kaum, dass Menschen und ihre Haeuser und Farmen inmitten der Waelder ansaessig sind. Hier ist das normal. Wir finden ueber die Waldwege die einsamsten Wohngegenden. Manchmal einzelne Haeuser, meist aber eine ganze Siedlung mit mindestens einer Kirche. An der Strasse entlang der Waelder stehen oft Schilder: for sale. Man kann ein Stueck Wald kaufen und dort bauen. Die Waldflaechen vor allem in Georgia sind riesig.
Abgeholzt wird nur der geringste Teil des Grundstuecks fuer die oft relativ kleinen Haeuser. So bleibt der Eindruck des Waldes ums Haus herum und spendet im feucht- heissen Sueden im Sommer recht viel Schatten. Dann wiederum gibt es mitten in den Waeldern grosse Flaechen Wiese- und Weideland, landwirtschaftliche Betriebe und Pferdezuchtfarmen.
|
|
|
|
WIR sind fasziniert vom typischen Wohnen in diesen riesigen Waeldern, aber was wir als Suedstaatenromantik empfinden, erschliesst sich den Anwohnern wohl kaum in dieser Weise. Fuer die Menschen hier bedeutet es harte Arbeit auf den Farmen - meist Familienbetriebe -, eine hohe Rate an Arbeitslosen, lange Fahrten taeglich zur Arbeit und Autos fuer jedes erwachsene Familienmitglied und natuerlich oft Einsamkeit, vor allem fuer die Aelteren und Kranken. Es gibt wenig Abwechslung und die Entfernungen zur naechsten Kleinstadt sind enorm. Vorratswirtschaft ist unentbehrlich.
Das soziale Zusammenleben funktioniert in diesen Gegenden bestens, ist man doch aufeinander angewiesen. Im Herbst und Winter hat man viel Zeit und verbringt sie in Haus und Hof oder im Gemeindehaus mit Gleichgesinnten unter einem gemeinsamen Thema.
|
|
|
|
Bei den Frauen ist es u.a. auch das Quilten, eine uralte Handarbeitstechnik, bei der man/ frau Stoffe in kleine Stueckchen zerschnipselt, um sie dann wieder kunstvoll zusammen zu naehen. Wie ueberall in Amerika gibt es auch zahlreiche Quiltlaeden um Atlanta herum. Ich weiss, dass auch einige Quilterinnen unsere Website lesen, ein Grund also, Amerika schlechthin als Quilterparadies zu bestaetigen. Das Sortiment ist um ein Vielfaches groesser als ich das aus der Heimat kenne. Die jeweiligen Geschaeftsflaechen ueber viele qm sind ausgefuellt mit oft ueber 6000 verschiedenen Quiltstoffen, die Kundschaft kommt aus weiten Gebieten des Landes zum Einkauf und erwartet ein umfangreiches Angebot.
Etwas muss ich noch erwaehnen, die Preise sind erstaunlich niedrig. Batik- und Kaffe Fassett-Originalstoffe kosten weniger als die Haelfte im Vergleich zu Germany und das in Dollar. Also wenn Ihr den naechsten Urlaub plant ........... grosse Koffer mitbringen!
Aber zurueck nach Georgia und den hiesigen Quiltlaeden, allein dafuer haette sich die Reise gelohnt. Wie gut, dass wir GPS im Auto haben. Es ist ein Leichtes, die von mir ausgesuchten Quiltlaeden zu finden. Einen ganzen Tag hatten WIR das Vergnuegen, ja, Ihr lest richtig, wir beide, nicht ich allein. Waehrend ich mit viel Zeit meine Stoeffchen auswaehlen kann, freut sich mein Kaeptn ueber das Wi-Fi und das Passwort des Geschaeftes und vertreibt er sich gern die Zeit im Internet. Das haben wir ja auch selten so unkompliziert und schnell. Er liest im fernen Georgia den Koelner Stadtanzeiger und erledigt seine Post. Na, ist das ein schoener Tag, der Kofferraum ist gross und um die Wasserlinie sorgen wir uns spaeter .
|
|
|
|
Am naechsten Tag gilt unser Augenmerk wieder dem Weg. Wir fahren nicht den direkten Weg nach Charleston, sondern machen den Schlenker bis Savannah runter und von dort aus dann zurueck. Auf dem gesamten Weg sehen wir die maechtigen Lebenseichen, die bedeckt sind mit dem Luisiannagras, das wie Efeu herunterhaengt. Ein besonders schoener Anblick, wenn im Hintergrund die Sonnenstrahlen durch die Aeste dringen. Buntes Herbstlaub koennen wir noch bewundern, wenn auch die meisten Blaetter schon gefallen sind.
Bereits waehrend der Fahrt durch die Fluesse und Kanaele konnten wir diese Eiche ueber die gesamte Strecke bewundern von weitem. Viele sind sehr alt und uns fallen die wunderbar gleichmaessig gewachsenen Kronen und ausladenden Aeste auf, wobei der Blick darauf meist einen gesunden Zustand der Baeume verraet.
|
|
|
|
Savannah liegt am Ufer des Savannah-River und 30 km von der Kueste entfernt. Unser letzter Stop auf dieser kleinen Reise und wieder eine echte Suedstaatenschoenheit. Leider wird es fast dunkel, als wir ankommen und wir muessen heute noch bis Charleston zurueckfahren. Und wieder begegnen uns die typischen Wohnhaeuser, die alten zu Geschaeften umgebauten Baumwollager und die oeffentlichen Gebaeude aus der Kolonialzeit – Savannah ist stolz auf ihre Vergangenheit und zeigt es mit viel Selbstbewusssein und Vergnuegen
|
|
|
|
Spontan beschliessen wir, von Charleston aus doch noch nicht aufs Meer hinauszufahren gen Florida. Im ICW wird es zwar zusehens seichter und vor allem das letzte Stueck des Weges ist mit Vorsicht zu durchfahren , wir bleiben noch ein wenig im Kanal und als wir uns spaeter von Charleston verabschieden, programmieren wir den GPS mit dem Ziel Savannah.
Soweit von der Kueste entfernt, gibt es hier keinen Hafen. Empfehlungen nach suchen wir die Insel im Marschland Isle of Hope und finden in der dortigen Marina einen Platz. Wieder so ein Ort am Wasser inmitten einer traumhaften Landschaft. Der Service in der Marina ist supergut. Es stehen hafeneigene Autos den Gaesten zur Verfuegung und fuer jeweils 2 Stunden koennen wir es nutzen pro Tag oder mit den hafeneigenen Fahrraedern durch die Gegend sausen.
Von hier aus faehrt laut Plan ein Bus nach Downtown Savannah. Wann, bleibt uns leider verborgen. Nach ueber 1 Stunde des Wartens geben wir auf, rufen notgedrungen ein Taxi – das laesst uns ebenfalls so lange warten. Das ist eben der Nachteil dieser so herrlichen Orte inmitten der Natur. Die Verbindungen zur Stadt ohne ein eigenes Auto sind spaerlich und wenig zuverlaessig. So muessen wir uns mit den kuerzeren Fahrten des Hafenautos begnuegen und vor allem fuer den Einkauf im Supermarkt ist das schon eine tolle Erleichterung.
Bei weiteren Besuchen in der Zukunft in Amerika steht Savannah und ueberhaupt Georgia ganz hoch oben auf unserer Wunschliste und das mit viel mehr Zeit, als wir jetzt noch haben. Wenn es doch nicht soooo kalt waere inzwischen......
|
|
|
|
(C) 2008 - Alle Rechte vorbehalten |
|
Diese Seite drucken
|