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Wilfried
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Mir war das Leben auf dem Wasser, so wie ich es jetzt führe nicht in die Wiege gelegt. Ich bin in der Nähe von Köln, in Erftstadt, geboren. Von den Baggerseen, der Erft und dem Rhein mal abgesehen, gab es nicht viel Wasser in unserer Nachbarschaft. Also musste ich bis 1985 warten. Alles war beruflich und privat unter Dach und Fach. Ich hatte wieder etwas mehr Freizeit. Eigentlich wollten meine damalige Frau und ich wieder Segelfliegen. Aber der Aufwand, der mit so einem Hobby verbunden ist, war uns doch zu groß. Etwas mit und in der Natur/draußen sollte es aber schon sein. Wasser und Reisen hat uns immer angezogen. So kam es, dass unser Interesse fürs Segeln geweckt wurde. Nach dem Erwerb diverser Scheine und nach einigen Chartertörns kam der Wunsch nach einem eigenen Boot in uns auf. Aber was für ein Boot? Es sollte trailerbar sein, denn das Wasser war ja weit weg. In der Planungsphase wurden die Wunschbötchen immer größer, wir wollten immer mehr mitnehmen und die Törns sollte immer länger werden. Schwierig. Irgendwann meinte Schwager Hans: Du bist so ein Bastler, kannst mit Holz umgehen, wieso baust du nicht selber ein Boot? Bis zur Schiffstaufe, an der unser halbes Dorf teilgenommen hat, dauerte es dann noch fast 3 Jahre. Die ersten Übungsschläge machten wir mit GLISSANDO einer Reinke Omega, auf der Maas , in der Nähe von Roermond. Irgendwann wurde uns das Revier zu klein und wir zogen auf das Ijsselmeer. Für uns spannend, fuhren wir doch zum ersten mal mit unserem eigenen Boot auf ein Gewässer, das man nicht überschauen konnte. Hier haben wir schöne Törns gemacht. Die Orte rund ums Ijsselmeer haben einen Charme und Flair, den ich hier in der Sonne doch oft vermisse. Auch wenn das Wetter in Holland mit dem hier im Süden nicht vergleichbar ist. Unvergesslich ist für mich auch das Wattenmeer mit seinen Inseln oder Törns nach Zeeland und Belgien, sowie die „stehende Mastroute“ Nach ca. 10 Jahren wurde Glissando zu klein und wir haben uns nach was größerem umgesehen. Schweren Herzens wurde Glissando verkauft. Es kam KARMA, etwas größer und aus Stahl. Leider konnten wir das neue Schiff zusammen nicht genießen. Im Jahr darauf erkrankte meine Frau und starb. Nach Ellens Tod habe ich das Schiff als meine Fluchtburg benutzt. In dieser Zeit nahmen die Pläne, um dem Leben an Land den Rücken zu kehren, konkrete Formen an. Es gingen aber noch mal 2 Jahre ins Land.
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mehr war nicht am Haken...
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Nachdem ich meinen Wohnsitz und alles was dazugehört aufgelöst habe, bin ich in mein neues Heim - eine Reinke Super 11 - nach Kroatien, in die Nähe von Opatija gezogen. Anfang November 2002 fing mein Leben auf dem Wasser an. In den Jahren bis jetzt, 2008, habe ich die Adria, die Küsten Kroatiens und Italiens erkundet. Einige Höhepunkte waren die Kornaten. Ankern in einer Bucht, die nach dem Abzug der Tagesgäste nur noch mir gehörte. Oder Karneval in Venedig. Mit dem Boot gegenüber des Marcusplatzes und mit dem Wassertaxi in die Stadt.
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Weiter ging es über Griechenland, Kanal von Korinth nach Athen und im August nach Malta. Den 2. Winter habe ich auf der Insel verbracht. Obwohl Malta dicht an Afrika liegt, waren manche Wintertage sehr kalt und nass.
Mit meinem Nachbarn Chris, einem Waliser Einhandsegler, haben wir einen Kochclub gegründet. Das heißt man musste an dem Abend für alles sorgen. Essen, Trinken und nachher den lästigen Abwasch. So hatte man einen Abend frei. Als ich Ende März Malta verließ, war unser Club auf 9 Leute angestiegen. Darunter zwei Frauen. Die Reihenfolge, wer dran war ergab sich irgendwie, die Teilnahme war aber keine Pflicht. Denn jeden Abend, mal war er lang, mal nur aufs Essen beschränkt auf irgend einem anderem Schiff war manchmal etwas stressig. Es war aber sehr interessant was andere so kochen.
Die ersten warmen Sonnenstrahlen riefen mich weiter. Ende März ging es wieder nach Norden über Sizilien, Strasse von Messina den Eolischen Inseln mit dem Stromboli nach Sardinien. Nach einigen Monaten Aufenthalt auf Sardinien, mit Tauchkurs, war Korsika mein nächstes Ziel. Leider konnte ich mich nicht sehr lange auf Korsika aufhalten, da ich mich mit einem Freund im August auf Ibiza verabredet hatte. Die nächsten 3 Jahre bin ich zwischen Spanien, Portugal und Marokko hin und her gekreuzt.
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au Backe
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vor dem Umbau in Kroatien
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Da ich weiter Richtung Westen wollte, kam irgendwann der Moment wo ich den Europäischen Kontinent verlassen musste. Das war im Sommer 2006 der Fall. Die Überfahrt von Portugal nach Madeira gehört zu einem meiner schönsten Törns. Sonne, angenehme Temperaturen, auch in der Nacht. Halber Wind von 15 bis 20 Knoten, d.h. der Wind kommt von der Seite. In einer Nacht habe ich "Drei Männer im Schnee" von Erich Kaestner als Hörbuch gehört. Der Umstand, dass ich Badehose und T-Shirt an hatte und der Sternenhimmel über mir funkelte, machte die Nacht zu einem besonderen Genuss. Vielleicht war dieser Törn so schön, weil ich Europa mit einem Gefühl der Spannung und Erwartung verließ. Es wartete eine Gegend auf mich, die ich vorher noch nicht gesehen habe und so was reizt mich. Das sind Gene die ich von meinen Eltern habe. (Von wem sonst?)
Nachdem ich mir Madeira angesehen habe, gingen die Segel wieder hoch und der Bug zeigte jetzt Richtung Kanarische Inseln. Seit 2006 bin ich auf den Kanaren. Bis auf El Hierro habe ich alle Inseln besucht. Diese letzte mir unbekannte Insel werde ich mit Annette besuchen, die seit diesem Frühjahr an Bord ist.
Dass der Mensch nicht als Einzelgänger geboren ist, habe ich in der Vergangenheit des öfteren erfahren. Sei es der Sonnenuntergang oder eine schöne Nachtfahrt. Eine stille und einsame Ankerbucht und weit und breit nur Stille. Schöne Momente die man mit jemandem teilen möchte. Bei so einem Wanderleben ist es schwierig jemanden kennen zu lernen. Ist man doch nie lange genug an einem Ort. Es brauchte schon einige Zeit bis ich begriff, dass der Wunsch nach Zweisamkeit kein Wunschtraum bleiben muß. Also nahm ich allen Mut zusammen und setzte eine Annonce in die Zeitung.
Eine der Antworten kam von Annette. Ihre Art zu schreiben, Dinge zu sehen und zu erklären machten mich neugierig. Und so gingen unzählige eMails und SMS hin und her. Diejenigen, die mich kennen, werden erstaunt sein, dass so ein Schreibfauler zu so was fähig ist. Später jubilierten die Telefongesellschaften über die gestiegenen Rechnungen. So kam es, dass Annette eines Tages in Teneriffa in der Ankunftshalle des Flughafens stand und wir uns zum ersten mal sahen. Aus den ursprünglichen zwei Wochen an Bord sind 6 geworden. Wie man so schön sagt: Es hat geklickt. Im Dezember und Januar war ich bei Annette in Siegburg, wollten wir uns doch auch an Land beschnuppern und ich ihre Jungs kennen lernen.
Schon früher habe ich Annette gefragt, ob sie sich ein Leben an Bord vorstellen könnte. Der Platz an Bord ist wohl eingeschränkt, aber wenn man am Niedergang rausgeht ist die ganze Welt greifbar. Sie konnte und so begannen wir ihren Umzug aufs Schiff zu planen und durchzuführen. Das ging ziemlich mühelos, hatte uns doch die Vergangenheit das Loslassen und Verändern gelehrt.
Jetzt sind wir zusammen auf dem Schiff. Die Reisevorbereitung ist jetzt abgeschlossen. Einiges wurde von einem "Junggesellenschiff" auf "Schiff mit Frau in der Besatzung" geändert. In den nächsten Tagen starten wir von la Gomera zu den Kap Verden. Über die Tour könnt Ihr später im Reisebericht lesen
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