Mitte August 2010
6 Wochen Heimaturlaub liegen hinter uns. Die Zeit verflog im Nu und es tat richtig gut, alle Lieben daheim wiederzusehen und viel Zeit mit ihnen zu verbringen. Wilfried hat den „Kaiserschnitt“, den die Aerzte ihm fuer die Beseitigung der Leistenbrueche verpassten, gut ueberstanden, wenn auch die Heilphase natuerlich viel zu lange dauerte fuer sein Empfinden. Aber auch der Bauch eines „Helden der Meere“ ist nur aus Fleisch und Blut und er muss sich fuegen und vor allem still liegen/sitzen und sich vorsichtig bewegen. Die Kanonenkugeln schleppe ich derweil!
So startet unser Flieger m 12. August in der Frueh in Duesseldorf und wird hoffentlich planmaessig am Nachmittag nach amerikanischer Uhrzeit landen. Der nette Mensch beim Einchecken stellt fest, was wir gestern beim Packen nur andeutungsweise wissen wollten, 41 kg Uebergepaeck! O ja, da sieht man mal wieder, wie gewichtig Worte sein koennen, denn es sind in der Hauptsache Buecher, die auch mal aufs Schiff wollen.
Planmaessig landen wir gegen 16 Uhr, das viele Gepaeck haben wir innerhalb von 5 Minuten und wenig spaeter sitzen wir in einem Leihwagen und treten die Heimfahrt an zum Boot in Deltaville.
Die muehsam organisierte Befoerderung mit priv. Fahrer, chinesischen Nachtfahrbus mit fast naechtlichem Ankommen mitten in Chinatown und waehrend 7 Stunden das ganze Gepaeck in den Haenden, weil es in New York keine Schliessfaecher gibt an Bahnhoefen (Angst vor Bombenattentaten) – vor dem Heimatflug gen Duesseldorf – wollen wir uns nicht mehr antun.
Das Auto gehoert uns fuer ein paar Tage und wir wollen die 600 km von New York nach Deltaville ganz in Ruhe zuruecklegen und unterwegs ein paar Staedte ansehen. Wir landen nach dem langen Flug direkt in der Rush Hour und es dauert fast 2 Stunden, bis wir raus sind aus der Stadt. Natuerlich gibt es viel zu Gucken und wir hatten lange Zeit in Brooklyn, unsere Blicke schweifen zu lassen. Interessant ist es, Strassenzuege, in denen wir sicher nie aussteigen wuerden.
Oder doch? Ein Fussgaenger ueberquert rasch die Strasse und weil wir ihn nicht umnieten wollen, bremsen wir natuerlich und schon rumst es laut. Unser Hintermann, der bereits laenger an uns klebte, konnte nicht mehr rechtzeitig anhalten. Also in dem Gewuehl von Strassenszene anhalten und gucken. Welches Glueck, ausser ein paar Kratzer nix zu sehen. Nun wissen wir genau, dass wir ein sehr robustes Auto bekommen haben. Der Verursacher entschuldigte sich auch mehrfach und wir wollten nur rasch weiter. Kleiner Schreck, aber nix passiert. Und gut versichert sind wir auch.
Es ist kaum zu glauben, wir fuehlen uns ploetzlich wieder wie zu Hause. Das war uns vor unserer Reise nach Germany gar nicht so klar. Der multikulturelle Trubel von Menschen und Musik und das lockere Miteinanderumgehen in Amerika, der sogenannte Way-of-Live, hat uns wieder und wir merken jetzt erst, dass er uns fast schon gefehlt hat.
Nach europaeischer Zeitrechnung ist es mittlerweile 3 Uhr nachts , also auch fuer uns, die nach derselben Zeitrechnung frueh aufgestanden waren, wird es Zeit zu schlafen und in New Jersey finden wir das Swan-Motel fuer die kommende Nacht. Eine seltene Freude, hier gibt es „High-Speed-Internet“ und vor dem Einschlafen probier ich das rasch noch aus, um meinen Jungens daheim zu berichten, dass wir gut gelandet sind.
Der naechste Tag bringt uns frisch ausgeruht nach Philadelphia, der Hauptstadt des Staates Pennsylvania. Ein geschichtstraechtiger Ort, aber das kann man leicht nachlesen im Reisefuehrer oder in Buechern. Diese Stadt koennen wir gut zu Fuss erlaufen und vorher fahren wir in einem der Touristenbusse mit, so bekommen wir in 90 min einen guten Ueberblick und merken uns, was wir uns spaeter ansehen wollen.
Philadelphia ist eine imposante, lebendige Stadt und es gibt zahlreiche Viertel mit unterschiedlichstem Flair. Die Altstadt und der Independence National Historic Park locken die meisten Besucher an. Philadelphia ist historisches Buehnenbild schlechthin fuer Amerika und auch wir sind sehr angetan von unserer Umgebung und die Zeit vergeht wieder einmal viel zu schnell.
Abends fahren wir noch bis Maryland, durch Baltimore und Annapolis und uebernachten dort. Wir freuen uns bereits darauf, hier mit dem Schiff zu ankern, wenn wir auf dem Wege nach New York durch die Cheasapeake Bay fahren.
Im Staat Virginia angekommen, fahren wir noch 2 Tage herum und schauen uns das weite Land an, denn wenn wir wieder an Bord sind, wollen wir so schnell wie moeglich aufbrechen. Geplant ist erstmal bis New York zu segeln. Aber wie gesagt, das ist die Planung. Ob es uns gelingt, wird sich zeigen.
Sehr laendlich duenn besiedelt zeigen sich die umliegenden Orte in Richtung Deltaville. Riesige Waelder, absolut gruene verschwenderische Natur, die sehr spaerlich durch die typischen Suedstaaten-Holzhaeuser mit den grossen Veranden und Schaukelstuehlen und Farmen unterbrochen wird. Diese Haeuser stehen meist allein auf einer grossen Wiese ohne Begrenzunng wie Zaeune oder Hecken, wie wir es gewohnt sind. Zu jedem Haus gehoert fast immer ein grosses Grundstueck, was niemand nach aussen sichtbar begrenzt.
Und was man als Besucher auf den ersten Blick auch nicht wahrnimmt, jeder einzelne Hektar dieses Landes ist mit einer Legende von nationaler Bedeutung belegt. Der Krieg der Konfoederierten, zwischen Yankees und den Sklavenhaltern der Suedstaaten hat damals ueberall fuer Schlachtfelder und blutige Erinnerungen gesorgt und Denkmaeler zeugen heute ueberall davon. Es faellt schwer, an diesen heissen, friedlichen Sommertagen sich in diese Szenarien hinein zu versetzen und das wollen wir auch gar nicht. Aber wenn wir schon mal hier sind ......
Nach ein paar Tagen Eintauchen in die Historie der USA freuen wir uns, dass unser Boot in bestem Zustand auf uns wartet. Der erwartete Muff an Bord haelt sich in Grenzen. Wir machen alle Luken auf zum Lueften und fahren nochmals weg zum Einkaufen und Essen. Mehr Zeit braucht es nicht, um wieder ganz normale Luft im Boot zu bekommen.
Wenn da nur nicht die vielen Mosquitos waeren, die uns das Leben schwer machen. Wir stehen ja an Land direkt an den Baeumen und 2 Tage muessen wir das noch aushalten, denn da das Boot nun mal aus dem Wasser ist, bekommt es rasch noch einen neuen Anti-Fouling-Anstrich und wir ein supergutes Mueckenspray vom Hafenmeister, das uns die Stechbiester vom Leib haelt.
Heiss ist es aber, 37 Grad im Schatten und selbst die Klimaanlage, die wir hier in Deltaville vor unserer Reise gekauft hatten, schafft nur fuer einen kleinen Bereich des Bootes Kuehle zu spenden. Wie meist liegt die Luftfeuchtigkeit bei 80 %.
Dennoch muss alles ausgepackt werden. Waehrend der Kaeptn draussen schwitzt beim Anstreichen (6 Uhr morgens!, weil es um 10 Uhr schon zu heiss ist), verstaue ich unsere mitgebrachten Kostbarkeiten nebst Kleidung, was auf so kleinem Raum gut geplant sein muss. Um etwas einzuraeumen muss auch immer etwas ausgeraeumt werden und spaeter die Reisetaschen ebenfalls wieder in die letzten Ecken geschoben werden. Grosses Chaos, bevor wieder alles Platz hat und wir wieder herumlaufen koennen.
Nach 6 Wochen Leben in der zivilen Welt, wo manches Bad groesser war als die Flaeche unseres fahrbaren Untersatzes, die fuerchterliche Hitze und die vielen juckenden Mueckenstiche ...... da sind wir doch beide erstmal ziemlich muffig und nicht so gut gelaunt. Es faellt uns – mir etwas mehr als Wilfried – tatsaechlich schwer, uns sofort wieder an das Bordleben zu gewoehnen.
Bevor wir das Auto am Flughafen in Newsport News wie vereinbart abgeben, fuellen wir wieder saemtliche Vorratskisten. Unsere Erfahrung in Amerika hat uns gelehrt, diese Moeglichkeiten voll zu nutzen, denn nirgendwo gibt es Supermaerkte in der Naehe von Buchten oder Haefen. Es ist wirklich so, in Amerika kannst Du ohne Auto kaum etwas erobern.
Schlagartig aendert sich unsere Stimmung wieder auf normal, als Senta endlich wieder Wasser unter dem Kiel spuert . Wir reinigen heute noch die Waende und Decken des Schiffes, auch hier war ein Schlachtfeld. Nein, wir haben uns nicht gepruegelt, die vielen erschlagenen Stechbiester haben Spuren hinterlassen und die brauchen nicht der Historie wegen dort kleben bleiben.
Morgen ist der 19. August und wir planen die Flucht aus dieser heissen von Mosquitos gesegneten Umgebung. Zum Abstellen des Bootes fuer Heimreisende oder Segler auf Rucksacktour durchs Land koennen wir Schroeders Yachtsystems gut weiter empfehlen. In dieser Werft liegt man sehr gut geschuetzt vor Hurricans und der Monat kostet 90 Dollar an Land. So konnten wir unbesorgt wegbleiben, ohne vorher auch genau festzulegen, wie lange unser Heimataufenthalt dauern wird. Die Abrechnung war sehr korrekt, fuer 6 Wochen berechneten sie auch nur diese Zeit, nicht den gesamten 2. Monat.
Das gesamte Personal und die Atmosphaere hier im Hafen sind sehr angenehm und hilfsbereit. Im Gelaende gibt es auch einen Swimmingpool, der von allen Seglern benutzt werden kann. Allerdings bei den Themperaturen keine Erfrischung, Badewasser eben.
Ist das ein schoenes Gefuehl, wieder loszusegeln, nach so langer Zeit. Wir lassen uns unterwegs viel Zeit, nachts wird in einer ruhigen Bucht geankert und da das Ufer so nah ist, gefaellt uns das Fahren in der Chesapeake Bay besonders gut. Auf dem Weg nach Annapolis feiern wir am 22. August unterwegs Wilfrieds Geburtstag und kommen am naechsten Abend dort an.
Wir legen uns zum Ankommen an die Mooring und 2 Stunden spaeter nutzen wir das Wassertaxi, um an Land besonders fein Essen zu gehen, einmal wegen guten Ankommens und gleichzeitig noch mal zum Nachfeiern des gestrigen Geburtstages.
Annapolis ...... aber das steht dann im neuen Bericht!